Fussballspiele in der Schweiz sind gemeingefährlich. Familien getrauen sich schon gar nicht mehr in die Stadien. Das bestätigen Politikerinnen und Politiker bei der Debatte zum Hooligan-Konkordat im Aargau. Auch in der Stadt Zürich das gleiche Bild: “Es kann und darf nicht sein, dass Familien und gerade junge Menschen sich nicht mehr trauen, ein Fussballspiel zu besuchen.” Und in St.Gallen ist man zumindest besorgt: “Es muss möglich sein, dass Familien mit Kindern jederzeit ohne Angst einen Stadionbesuch vornehmen können.” Auch die Medien haben das Problem erkannt, und fragen bereits verzweifelt ”Prominente” nach Lösungen: “Viele Familien trauen sich wegen der Gewalt nicht mehr in die Stadien … Was tun gegen gewalttätige Fans?”
Nur die Schweizer Fussballliga will die Gefahr nicht sehen und vermeldet dreist Zuschauerrekorde. Und so zwingt die Liga die ganze Medienlandschaft zu Schlagzeilen wie “Zuschauerrekord in der Super League” (20Minuten), “Mehr Fans in der Schweizer Elite-Liga” (Südostschweiz) oder “Super League bleibt Publikums-Magnet” (Schweizer Fernsehen). Der Blick fühlt sich gar gezwungen, eine unhaltbare Aussage zu tätigen: “St.Gallen sei Dank” (Blick). Dabei weiss doch mittlerweile jedes Kind, dass es gerade in St.Gallen ganz ganz schlimm ist.
Lassen wir die Ironie aber für einen Moment auf der Seite. Politikerinnen und Politiker und weite Teile der Medienlandschaft zeichnen ein Bild, dass der Realität nicht gerecht wird. Wenn sich in der Tat so viele Leute nicht mehr ins Stadion getrauen würden, wie lässt sich dann erklären, dass der Zuschauerschnitt in den letzten Jahren immer gestiegen ist? Wie lässt es sich erklären, dass zum vierten Mal in Serie bereits zur Winterpause der 1-Millionste Besucher die Drehkreuze passiert hat? Dafür gibts nur eine Erklärung: Diejenigen, die kaum je ein Stadion von innen gesehen haben, wollen uns weismachen, wie gefährlich es rund um den Fussball ist. Leider verfängt diese Stimmungsmache bei den Medien und dementsprechend bei vielen Bürgerinnen und Bürgern. Dass dies nur dazu führt, dass sich Fanszenen in einer Abwehrhaltung verschanzen, die letztlich für alle Seiten kontraproduktiv ist, will man nicht wahrhaben.
Schreibe einen Kommentar