Ich bin kein klassischer Groundhopper. Reisen, bei denen der Fussball klar im Vordergrund steht, mache ich selten. Wenn ich aber irgendwo bin und der Besuch eines Fussballspiels möglich ist, lasse ich mir das nicht entgehen. Das Land, die Liga, die Affiche – alles ziemlich egal. Ich mag Fussball. Da darfs auch Amateurfussball vor einigen Dutzend Zuschauern sein.
Dieses Wochenende ergab sich mal wieder eine solche Gelegenheit. Am Samstag empfing die AC Sementina die AS Castello.
Ein 2.Liga-Kick, bei dem am ehesten noch die unmittelbare Nachbarschaft der beiden Teams in der Tabelle für einen gewissen Reiz der Partie sorgte (1 Punkt und ein 1 Tor trennen die beiden Mannschaften). Das Spielgeschehen ist schnell erzählt: Erstaunlich viel Tempo, wenig zwingende Chancen (die praktisch alle durch Unvermögen oder durch gute Torhüter-Aktionen vor allem des Schlussmannes der AS Castello zunichte gemacht wurden). Tore gabs auf beiden Seiten je eines: Ein etwas glücklicher Freistoss für Castello, ein Offside-verdächtiges Tor für Sementina. Auffälligster Akteur war mit Sicherheit der Schiedsrichter, der wirklich gerne zu pfeiffen scheint. Die Anlage der AC Sementina ist aber durchaus sehenswert. Eine kleine Tribüne bietet doch einigen Zuschauern Platz. Gleich neben dieser Tribüne wird grilliert. Das ganze Spiel durch. Sodass eine konstante Rauchsäule – Fussballbegeisterte kennen dies zum Beispiel auch von Locarno – in den Himmel steigt. Der Grillmeister dürfte damit nach aktueller Terminologie vom Blick sicher als Grill-Depp oder ähnlich bezeichnet werden.
Am Sonntag gings zwei Ligen tiefer zu einem interkantonalen Duell innerhalb des Tessiner Fussballverbands. Der FC Alta Moesa aus dem italienisch-sprachigen Teil des Graubündens reiste zum FC Preonzo. Der Gastgeber grüsst von der Tabellenspitze der 4. Liga, der Gast dümpelt im hinteren Mittelfeld rum. Das Spiel erfüllte dann auch alle Erwartungen. Das Niveau war, wies halt in der 4. Liga ist. Die Gastgeber aber doch klar besser und mit 3-0 eindeutiger Sieger. Aufregung kam nur einmal auf, als ein Gefoulter den Foulenden nicht nur verbal zur Rede stellte, für seine klare Tätlichkeit aber nur Gelb sah. Einen Grill suchte man hier vergebens, dafür lief im “Klubhaus” das Final von Roger Federer in Paris-Bercy.