Der dritte und letzte Matchbericht von meiner Japan-Reise ist beim Runden Leder erschienen. Alle bisher erschienen Texte zu Japan finden sich hier.
Anreise
Das Stadion der Urawa Red Diamonds liegt in einem Vorortsbezirk Tokyos. Dorthin gelangt man am einfachsten mit der Saitama Railway Line, welche eine direkte Fortsetzung der Nanbuko Metro Line darstellt. Wer also beispielsweise in Oji in die Metro steigt, kann bis zur Station Urawa-Misono durchfahren, auch wenn die Metro zwischendurch zur S-Bahn wird. Von der Station geht es den Menschenmassen nach, das etwa 1km entfernte Stadion lässt sich kaum verfehlen. Eine englische Wegbeschreibung findet sich hier.
Stadion
Das Saitama Stadium 2002 wurde, wie es der Name andeutet, für die WM 2002 gebaut. Es sollte dem Vorortbezirk Urawa als Anstoss dienen, die Entwicklung des Gebiets voranzutreiben. Auch heute steht das Stadion aber noch verlassen inmitten einer sonst für den Grossraum Tokyo unüblichen Brache. Im Gegensatz zu vielen anderen Stadien in Japan handelt es sich hier um ein reines Fussballstadion, das zudem durch seine Grösse beeindruckt. Über drei Ränge verteilen sich 63‘700 Sitze. Free-Seating in der gewählten Kategorie gibt’s hier aber nicht. Entsprechend sollte man sich, auch wenn es gerade stürmt, an den Eingang halten, der auf dem Ticket aufgedruckt ist. Sonst endet man im falschen Rang und muss auf die Hilfsbereitschaft eines japanisch sprechenden Zuschauers hoffen, der dem Personal am Stadioneingang erklärt, warum man jetzt mit einem bereits entwerteten Ticket wieder vor dem Stadion steht.
Atmosphäre
Die Urawa Red Diamonds – oder kurz die Urawa Reds – sind das japanische Team mit der grössten Anhängerschaft. Und der Verein scheint sich auch der Liga der ganz Grossen angehörig zu fühlen. Anders lässt sich die massive Lärmbelästigung vor dem Spiel nicht erklären, durch die wohl dem Spiel ein geeigneter Rahmen verliehen werden soll. Während dem Spiel hält sich die unnötige Berieselung mit einer Mischung aus Werbung und Anheizen aber zum Glück auf einem Minimum. Leider bleibt aber auch die Kurve der Urawa Reds bei einem Minimum. Während wir zuerst noch an einen Streik der Kurve glaubten – auch wenn wir uns das in Japan kaum vorstellen konnten – stellte sich im Nachhinein hinaus, dass man in Urawa wirklich so selten singt. Die fehlenden Zaun- und Schwenkfahnen sind eine Spätfolge eines „Japanese Only“-Banners, das die Reds am Eingang zu ihrem Block platziert hatten. Der Verein erlaubt seither nur noch vereinseigene, kleine Schwenkfahnen. Ganz anders als die Fans von Urawa waren aber die Gäste aus Kawasaki glänzend aufgelegt. Ein gefüllter Gästeblock, der im unteren Teil einen beachtlichen Stimmungsblock beinhaltete, der konstant für Stimmung sorgte und auch einige eigene Melodien auf Lager hatte. Optisch wars aber einmal mehr ziemlich kopiert. Die Gästefans hatten zwar über die meiste Zeit des Spiels die Oberhand. Wenn die Reds aber mal loslegen, offenbarten sie ein immenses Potenzial, das man eigentlich besser ausschöpfen müsste. Immerhin waren die Reds die einzige Anhängerschaft, die auch mal einen Gegenspieler mit Pfiffen eindeckten.
Spiel
Die Reds, die an sich wohl immer den Anspruch stellen, vorne mitzumischen, sind nicht optimal in die Saison gestartet, die hier jeweils erst im Frühling beginnt. Nach den ersten Spielen scheint man sich aber gefangen zu haben und setzt Kurs in Richtung Tabellenspitze. Ein eigentlich eher defensiv ausgerichtetes 3-6-1 entpuppte sich dank des sehr variablen Mittelfelds als gute Waffe gegen die Abwehr von Kawaski. Diese konnten sich nur ab und selber in Szene setzen, vergaben aber sämtliche Chancen. Urawa indes hatte auch Mühe, die Chancen zu verwerten. Erst in der 68. Minute klappte es mit dem ersten und einzigen Tor.
Fazit
Kurzum: Zwiespältig. Von der Fanszene Urawas hätte man sich mehr erwartet. Das offensichtliche Potenzial wird nur sehr selten ausgenützt. Positiv überrascht haben dafür die mitgereisten Anhänger aus Kawasaki. Spielerisch wars vermutlich das beste der drei Spiele.