Ein Wort nach dem anderen

Schlagwort: Realität

Panikmache vs. Realität

Unter diesem Titel habe ich im Dezember 2012 und im Juni dieses Jahres schon gebloggt. Nun erscheint eine weitere Statistik, die belegt, dass Fussballspiele die Schweizer Bevölkerung offenbar doch nicht vor Angst erstarern lassen.

Die Swiss Football League informiert heute über eine Analyse der European Professional Football League. In dieser wurde der Zuschauerwachstum der letzten fünf Jahre untersucht. Abgesehen von Polen und der Ukraine ist in keinem Land der Zuschauerschnitt derart stark gewachsen wie in der Schweiz. Satte 6.6% beträgt das Wachstum in der Fünf-Jahres-Tendenz. Natürlich: Auch die Schweiz konnte – wie das ebenso für die Spitzenreiter Polen und Ukraine gilt – von neuen Stadien profitieren. Verbesserter Komfort ist offenbar für einige Matchbesucherinnen und -besucher ein wichtiger Aspekt. Trotzdem zeigt die Entwicklung eines auf: Die starke mediale Inszenierung von tatsächlichen und angeblichen Problemen rund um den Schweizer Fussball (und auch deren Überzeichnung) hindert die Bevölkerung nicht daran, Fussballspiele zu besuchen.

Das Fazit bleibt, wie es in den erwähnten beiden Posts schon Bestand hatte:

„Diejenigen, die kaum je ein Stadion von innen gesehen haben, wollen uns weismachen, wie gefährlich es rund um den Fussball ist.“

Europa League 2013/14 – Prognose vs. Realität

In den letzten zwei Wochen habe ich meine Prognose zur Zusammensetzung der Playoff-Runde der Europa League 2013/14 mehrmals aktualisiert. Nun sind alle Mannschaften bekannt.

Meine erste Prognose war:

In der Playoffrunde gesetzt sind (absteigend sortiert nach Koeffizient):
Tottenham, Dynamo Kiev, Braga, Metalist Kharkiv, Stuttgart, Basel, Rubin Kazan, Sevilla FC, Standard Liège, Fiorentina, Udinese, Spartak Moskau, AZ Alkmaar, Club Brugge, Besiktas, Hapoel Tel Aviv, Sparta Prag, Salzburg, Genk, Saint-Etiènne, Dnipropetrovsk, Lech Poznan, Trabzonspor, Real Betis Sevilla, Anorthosis Famagusta, FC Zürich, Swansea City, Frankfurt, Zilina, Bursaspor, Feyenord

In der Playoffrunde ungesetzt sind (absteigend sortiert nach Koeffizient):
Utrecht, Maccabi Haifa, Rapid Wien, Nordsjaelland, Metalurh Donetsk, Estoril, Nizza, Sturm Graz, Sheriff Tiraspol, Omonia, Vitesse, Maribor, Debrecen, Hajduk Split, Roter Stern Belgrad, Slovan Bratislava, Atromitos, Elfsborg, Molde, GC Zürich, Motherwell, Waregem, Apollon Limassol, FCSG, Dinao Tiflis, Esbjerg, Pasching, Minsk, FH, Shakther Karagandy, Nömme Kalju

Die tatsächliche Zusammensetzung der Playoff-Runde sieht folgendermassen aus:

In der Playoffrunde gesetzt sind (absteigend sortiert nach Koeffizient):
Tottenham, Dynamo Kiev, Braga, Stuttgart, Rubin Kazan, Sevilla FC, Standard Liège, Fiorentina, Udinese, Spartak Moskau, AZ Alkmaar, APOEL, Besiktas, PAOK, Salzburg, Genk, Saint-Etiènne, Dnipropetrovsk, Trabzonspor, Real Betis Sevilla, Partizan, Swansea City, Frankfurt, Feyenord, Maccabi Haifa, Rapid Wien, Nordsjaelland, Estoril, Nizza, Sheriff Tiraspol, Odessa

In der Playoffrunde ungesetzt sind (absteigend sortiert nach Koeffizient):
Krasnodar, Atromitos, Elfsborg, Maccabi Tel Aviv, Molde, Slovan Liberec, GCZ, Thun, Slask, Waregem, Jablonec, Limassol, Tromso, Aktobe/Breidablik, FCSG, Qarabag, Vojvodina, Dinamo Tiflis, Esbjerg, Pasching, Rijeka, Minsk, Astra Giurgiu, Pandurii, Petrolul, FH, Dila Gori, Skenderbeu, Zagiris, Nomme Kalju, Kukesi

Nun ja, da hats doch die eine oder andere Überraschung gegeben. Fakt ist, als möglicher Gegner für den FCSG kommen nun noch 31 Mannschaften in Frage (alle gesetzten). In wenigen Stunden werdens noch fünf oder sechs sein, sobald die UEFA ihre willkürliche Gruppeneinteilung für die Auslosung vorgenommen hat. Und kurz nach Mittag wissen wir dann, wohin die Reise geht.

Panikmache vs. Realität

Fussballspiele in der Schweiz sind gemeingefährlich. Familien getrauen sich schon gar nicht mehr in die Stadien. Das bestätigen Politikerinnen und Politiker bei der Debatte zum Hooligan-Konkordat im Aargau. Auch in der Stadt Zürich das gleiche Bild: “Es kann und darf nicht sein, dass Familien und gerade junge Menschen sich nicht mehr trauen, ein Fussballspiel zu besuchen.” Und in St.Gallen ist man zumindest besorgt: “Es muss möglich sein, dass Familien mit Kindern jederzeit ohne Angst einen Stadionbesuch vornehmen können.” Auch die Medien haben das Problem erkannt, und fragen bereits verzweifelt ”Prominente” nach Lösungen: “Viele Familien trauen sich wegen der Gewalt nicht mehr in die Stadien … Was tun gegen gewalttätige Fans?”

Nur die Schweizer Fussballliga will die Gefahr nicht sehen und vermeldet dreist Zuschauerrekorde. Und so zwingt die Liga die ganze Medienlandschaft zu Schlagzeilen wie “Zuschauerrekord in der Super League” (20Minuten), “Mehr Fans in der Schweizer Elite-Liga” (Südostschweiz) oder “Super League bleibt Publikums-Magnet” (Schweizer Fernsehen). Der Blick fühlt sich gar gezwungen, eine unhaltbare Aussage zu tätigen: “St.Gallen sei Dank” (Blick). Dabei weiss doch mittlerweile jedes Kind, dass es gerade in St.Gallen ganz ganz schlimm ist.

Lassen wir die Ironie aber für einen Moment auf der Seite. Politikerinnen und Politiker und weite Teile der Medienlandschaft zeichnen ein Bild, dass der Realität nicht gerecht wird. Wenn sich in der Tat so viele Leute nicht mehr ins Stadion getrauen würden, wie lässt sich dann erklären, dass der Zuschauerschnitt in den letzten Jahren immer gestiegen ist? Wie lässt es sich erklären, dass zum vierten Mal in Serie bereits zur Winterpause der 1-Millionste Besucher die Drehkreuze passiert hat? Dafür gibts nur eine Erklärung: Diejenigen, die kaum je ein Stadion von innen gesehen haben, wollen uns weismachen, wie gefährlich es rund um den Fussball ist. Leider verfängt diese Stimmungsmache bei den Medien und dementsprechend bei vielen Bürgerinnen und Bürgern. Dass dies nur dazu führt, dass sich Fanszenen in einer Abwehrhaltung verschanzen, die letztlich für alle Seiten kontraproduktiv ist, will man nicht wahrhaben.

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