Red Bull Salzburg ist österreichischer Meister, RB Leipzig in der ersten deutschen Bundesliga angekommen. Der Konzern klebt am Fussball fest.

Die Fussballabteilungen des Getränkeherstellers Red Bull sind seit dem letzten Wochenende so stark wie noch nie. Das befeuert die ohnehin schon hitzigen Diskussionen noch mehr. Bei watson war zum Beispiel zu lesen, auch RB Leipzig werde irgendwann ein Traditionsverein sein. Und so anders als die anderen Clubs sei er ja sowieso nicht. Schliesslich kaufe er gar nicht so übertrieben teuer ein, sondern setze auf die Jugend. Und sowieso: Geld regiert den Fussball. Es gibt nur ein paar Haken daran.

  1. Die Red Bull-Teams immer in eine Aufzählung mit Bayer Leverkusen oder dem VfL Wolfsburg zu bringen, erscheint auf den ersten Blick logisch. Das ist aber aus zweierlei Gründen unsinnig: Zum einen dürfte bei nicht wenigen, die Red Bull im Fussball ablehnen, auch die Sympathie für die sogenannten «Werksklubs» eher bescheiden sein. Zum anderen ist weder Red Bull Salzburg noch RB Leipzig aus einer ehemaligen Werksmannschaft hervorgegangen. Dass einem Verein wie Bayer Leverkusen heute andere Rechte zugesprochen werden als den restlichen Vereinen der Bundesliga, mag störend sein. Aber daraus eine Gleichsetzung mit Red Bull abzuleiten, ist falsch.
  2. Der Fokus auf die Jugendarbeit klingt natürlich erst mal gut. Beim zweiten Blick offenbaren sich aber auch hier Probleme. RB Leipzig ködert junge Spieler mit einer Akademie, die ihresgleichen sucht. Und natürlich mit viel Geld. Der ballesterer hat sich dem Thema in der Vergangenheit bereits angenommen und beschreibt unter anderem ein 250’000-Euro-Geschäft. Hauptprotagonist: ein 15-Jähriger.
  3. Die Vereine Red Bulls sind in erster Linie ein Marketingprodukt. Davon zeugt das penetrante Rahmenprogramm, aber auch oft genug die Stimmung in den Stadien, die eher gezwungen wirkt. Im SENF beschrieben wir das mit «Jedes Mal, wenn wir den Fangesängen der Leipziger lauschen, fühlen wir uns um Jahre zurückversetzt. Die Auswahl der Lieder gleicht denen, die im Espenmoos in den 90ern durch das Stadion dröhnten. Nur dass sie hier nicht dröhnen.» Davon zeugt aber auch das Stadion in Salzburg, das eine einzige rot-blau-gelbe Markenwelt ist. Nochmal der SENF: «Wer den Presseeingang passiert, steht in einem Stadion, dass einem die Marke Red Bull regelrecht mit dem Vorschlaghammer ins Bewusstsein hämmern will. Die Stadionwände sind mit roten Bullen bemalt, oben an allen Treppen gibts Red Bull-Fanklatschen, über die Lautsprecher dröhnt Werbung für sämtliche Sparten des grossen Konzerns. Im Matchprogramm tragen die Rubriken so intelligente Titel wie «Bullevard», die Kinder werden vom Maskottchen «Bulli» unterhalten, der übrigens sogar einen «Bulli’s Skitag» veranstaltet, Deppen-Apostroph inklusive. Das Spiel interessiert indes kaum jemanden.»
  4. Der dritte Punkt geht meist völlig vergessen in den Diskussionen. RB Leipzig ist jetzt erstklassig und wird sich früher oder später ins europäische Geschäft einmischen wollen. Sobald dem ostdeutschen Club aber die Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb gelingt, wird das für Red Bull Salzburg zum Problem. Die UEFA verbietet es, dass zwei Teams des gleichen Eigentümers in der gleichen Saison europäisch spielen dürfen (Artikel 5). Die Salzburger waren bisher auf einen Europapokal-Platz abonniert, auch wenn sie auf der europäischen Bühne meist früh und kläglich scheiterten. Wenn sich aber die Leipziger Filiale qualifiziert, dürfte Red Bull für sein österreichisches Team kaum noch Interesse zeigen. Oder aber, und auch das ist zu befürchten, der Konzern schafft es doch irgendwie, geltende Regeln zu umgehen. Schliesslich spielt mit dem FC Liefering auch ein Klub in der österreichischen zweiten Liga, der dort als eigentliche Zweitmannschaft von Red Bull Salzburg nicht spielen dürfte. Egal, ob Salzburg dann seine Ambitionen zurückstecken muss, oder ob Red Bull ein Schlupfloch findet: Beides kann eigentlich nicht im Interesse des Sports sein.

Wie auch immer die Zukunft aussehen mag, so schnell werden sich die Diskussionen zu Red Bull nicht erledigt haben. Oder, wie es im SENF hiess: «Die Fussballabteilungen von Red Bull verteilen sich über die Fussballwelt wie das klebrige Getränk über Bartheken: Einmal nicht aufgepasst und kaum mehr wegzukriegen.»