Ein Wort nach dem anderen

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Football is the game!

Teure Tickets, keine Stimmung, langweiliger Kick and Rush: Der englische Fussball geniesst unter Fans und insbesondere bei den weitgereisten unter ihnen nicht den besten Ruf. Doch es tut sich was im Mutterland der schönsten Hauptsache der Welt. Ein optimistischer Ausblick nach einer Woche England.

Seit ich vor über zehn Jahren für drei Monate die südenglische Küstenstadt Brighton mein Zuhause nennen durfte, ist die Insel für mich zu einer zweiten Heimat geworden. Kaum irgendwo fühle ich mich so wohl wie nördlich des Ärmelkanals. Wenn ich nach Verlassen des Flugzeugs erstmals dieses britische Englisch höre, geht mir das Herz auf. Und wenns nur ein „Oi!“ ist – dieses Zwei-Buchstaben-Wort, bei dem die Tonlage verrät, ob dahinter ein gedachtes „you bloody wanker“ oder ein „you lost your wallet“ steht. Ja, ich würde wohl selbst nach England reisen, wenns dort keinen Fussball gäbe. Und trotzdem ist Fussball elementarer Bestandteil jeder England-Reise. Auch dieses Mal. Drei Spiele, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, standen auf dem Programm.

What a beauty it is!
Nach wie vor würde ich mich nicht als klassischen Groundhopper bezeichnen. Trotzdem kann ich die Auswahl des Spiels schon mal von einem besonderen Stadion abhängig machen. Erst recht, wenn über einem solchen das Damoklesschwert eines möglichen Umbaus oder – noch schlimmer – eines Abbruchs schwebt.

Craven Cottage Haupttribüne

Das Craven Cottage, die Heimstätte des Londoner Fulham FC, stand daher schon lange auf meiner imaginären „Da-muss-ich-unbedingt-mal-hin“-Liste. Und, wie sich zeigte, hatte es diesen Platz so verdient wie kaum ein anderes. Die Haupttribüne alleine hätte schon gereicht. Ein zum Spielfeld hin abfallendes Dach, typisch englisch, verziert mit dem Klubnamen. Rechts daneben (im Bild leider nicht ersichtlich) die namensgebende ehemalige Jagdhütte, die heute als VIP-Bereich genutzt wird. Auf der gegenüberliegenden Seite liegt unmittelbar hinter dem Riverside Stand die Themse. Während ich mir in der Halbzeit „a pint and a pie“ gönne, glitzert von hinten der Fluss ins Stadion.

Halftime pint and a pie

In der zweiten Halbzeit laufen sich mehrere Spieler beider Mannschaften warm. Und hier wird deutlich, wie eng das Stadion selbst für englische Verhältnisse ist. Die Ersatzspieler haben so wenig Platz zur Verfügung, dass sie jeden Spielunterbruch für einen kurzen Sprint auf dem Spielfeld nutzen. Der Blog „Fussball, Schatz“ hat das Craven Cottage wenige Tage vor mir besucht und es gleich zum „schönsten Stadion der Welt“ erklärt. Leseempfehlung! So schön beschreibt kaum jemand ein Stadion.

Das Spiel selbst? Nun gut, dafür hätte man nicht extra herkommen müssen. Sowohl Fulham als auch die Gäste aus Rotherham steckten im Abstiegssumpf in der zweiten englischen Liga, der Championship. Rotherham tut das immer noch, mittlerweile zwei Runden vor Saisonende. Das 1-1 nach 90 Minuten schmeichelte noch eher den Hausherren. Die Gäste brachten dafür die gesangsfreudigere Anhängerschaft ins Stadion.

„Hoop, there he is“
Mit der Fahrt nach Norwich gings sowohl geographisch als auch in der Tabelle der Championship gen Norden. Die Gastgeber Norwich City FC trafen auf den Middlesbrough FC. Spitzenkampf. Wer heute gewinnt, ist zumindest über Nacht Tabellenführer. Das Spiel ist denn auch bedeutend besser. Die Gäste gehen früh in Führung, was die Hausherren zu kontinuierlichem Anrennen und die Gäste zu kontinuierlichem Darniederliegen veranlasst. Mein Sitznachbar kriegt sich wiederholt kaum noch ein, weil gefühlt jeder Norwich-Spieler zwischenzeitlich so schwer verletzt zu sein vorgibt, dass man mindestens von einem offenen Bruch ausgehen muss. Wobei, Sitznachbar ist eigentlich das falsche Wort. Ich habe noch kein Stadion erlebt, in dem die Sitze so eng aneinander gereiht sind wie in der Carrow Road. Es wirkt ein wenig wie Reise nach Jerusalem, irgendwo muss ein Stuhl fehlen. Musik ab Band gibts vor dem Spiel und in der Pause ebenfalls zur Genüge. Noch dazu in einer Lautstärke, die beinahe unerträglich ist. Die Fans auf den Rängen nehmen sich das zum Vorbild und sind ihrerseits während der Partie konstant laut. Die Gästefans – einige der wenigen Anhängerschaften in England, die mit den „Ultras Boro“ explizit auf die Ultrakultur Bezug nehmen – sind ebenso gut aufgelegt wie die Heimfans. Letztere intonieren bei der Einwechslung von Gary Hooper den Tag Team-Klassiker „Whoomp! There it is“, leicht abgeändert zu „Hoop, there he is“. Zu jubeln haben erstere jedoch mehr, da der frühe Führungstreffer ausreicht: „We’re Middlesbrough, we’re top of the league“!

Carrow Road

„It’s ours!“
Zurück in London steht der heimliche Leckerbissen auf dem Programm. In der vierthöchsten Liga, der League Two, stehen sich der AFC Wimbledon und die Wycombe Wanderers gegenüber. Eine Affiche, die aus zwei Gründen von Interesse ist. Zum einen markierte dieses Spiel den Abschluss der „Supporter Ownership Week“. Unter der Schirmherrschaft von Supporters Direct wurden über die ganze Woche jene Vereine ins Rampenlicht gestellt, die sich in den Händen der Fans befinden. Beide Teams tragen daher zum Einlaufen spezielle T-Shirts. Und wo sollte der Abschluss dieser Woche sonst abgehalten werden, wenn nicht hier. Sowohl die Wanderers aus Wycombe – das so komisch ausgesprochen wird, dass es eher nach Wiggum klingt – als auch der AFC Wimbledon sind in den Händen von Supporters Trusts. Dem einst ruhmreichen Wimbledon FC wurde 2002 erlaubt, nach Milton Keynes umzuziehen. Der nun MK Dons getaufte Verein hatte für die Fans nichts mehr mit ihrem Verein zu tun. Sie gründeten ihn als AFC Wimbledon neu. Langsam kämpfte sich der neue Klub, der mittlerweile von nahezu ganz Fussball-England als der alte angesehen wird, empor und stiess mittlerweile bis in die League Two vor. Damit ist Wimbledon wieder auf der Landkarte des League Footballs vertreten. Noch immer gehört der Verein den Fans und wenn alles glatt läuft, ist man auch bald zurück in Wimbledon. Zurzeit trägt der Verein seine Heimspiele in Kingston im Kingsmeadow Stadion aus.

Supporter Ownership Week

Ein Spiel des AFC Wimbledon ist aber nicht nur wegen der Geschichte des Vereins einen Besuch wert. Es fühlt sich an wie Amateurfussball. Wer mich kennt, weiss, dass das positiv gemeint ist. Der Spielereingang ist gleichzeitig der Zugang zur Tribüne. Der Sprinkler kommt hier nicht automatisch aus dem Boden, er wird händisch verschoben, um den ganzen Platz zu bewässern. Links von mir ist sich ein nicht mehr ganz so nüchterner Wimbledon Fan sicher, dass er das Spiel mit Zwischenrufen beeinflussen kann: „Ref! Ref! You’re rubbish!“ – „Goalie! Goalie! You’re rubbish!“ – „Number Four! Number Four! You’re rubbish!“ Und ja, er hat „rubbish“ gesagt. Bei Wimbledon ist man nicht nur auffallend nett, sondern auch ausfallend nett. Rechts von mir sitzt einer dieser älteren Zuschauer, der die besten Tipps zu haben meint: „Keep possession!“ Nun ja, da wäre sicher niemand selbst drauf gekommen. Es gibt aber doch einen Unterschied zum Amateurfussball. Das Spiel hier findet vor über 4‘500 Zuschauern statt. Und einem Maskottchen. Der berühmt-berüchtigte Haydon versucht der Menge einzuheizen. Dazu zieht er auch schon mal einen Mülleimer ums Feld, damit er darauf trommeln kann. Oder versucht sich im Crowdsurfen. Apropos trommeln: Die mehreren hundert Gäste aus Wycombe, die sich unter dem wohl niedrigsten Tribünendach der Welt zusammenstellen, haben eine Pauke im Gepäck und bringen einen Rhythmus ins Stadion, der in England vermutlich weitestgehend fremd ist.

Gästefans im Kingsmeadow

Twenty is plenty
Drei Spiele, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Ein grossartiges Stadion, ein Spiel mit guter Stimmung und ein Spiel zweier erfolgreich von Fans geführter Vereine. Wenn ich das alles zusammen nehme, blicke ich durchaus optimistisch in die Zukunft. England hat die Stadien, England hat die Stimmung, England hat die Modelle. Jetzt müssen sie es nur noch schaffen, diese Elemente zusammenzubringen. Viel zu oft findet man nur eines davon bei einem Spiel. Wenn das gelingt, bleibt eigentlich nur noch ein Hindernis auf dem Weg auszuräumen: Die Ticketpreise. Aber auch hier tut sich was. Mit Slogans wie „Twenty is plenty“ protestieren immer mehr Fans gegen die horrenden Ticketpreise. Teilweise mit Erfolg. Vor zwei Tagen hat mit West Ham United ein populärer Klub eine Senkung der Saisonabo-Preise verkündet. Und wem das alles nicht genügt, um wenigstens ein bisschen optimistisch in die Zukunft zu blicken, dem sei das folgende Video ans Herz gelegt. Es zeigt den Aufstieg des FC United of Manchesters am vergangenen Montag. Ebenfalls ein von Fans geführter Verein, der demnächst in sein eigenes, neu errichtetes Stadion ziehen wird. Dort werden sie, davon bin ich überzeugt, die letzten zwei Ligen zur Rückkehr in den League Football ebenfalls noch überwinden.

Urawa Red Diamonds – Kawasaki Frontale 1:0

Der dritte und letzte Matchbericht von meiner Japan-Reise ist beim Runden Leder erschienen. Alle bisher erschienen Texte zu Japan finden sich hier.

Anreise
Das Stadion der Urawa Red Diamonds liegt in einem Vorortsbezirk Tokyos. Dorthin gelangt man am einfachsten mit der Saitama Railway Line, welche eine direkte Fortsetzung der Nanbuko Metro Line darstellt. Wer also beispielsweise in Oji in die Metro steigt, kann bis zur Station Urawa-Misono durchfahren, auch wenn die Metro zwischendurch zur S-Bahn wird. Von der Station geht es den Menschenmassen nach, das etwa 1km entfernte Stadion lässt sich kaum verfehlen. Eine englische Wegbeschreibung findet sich hier.

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Stadion
Das Saitama Stadium 2002 wurde, wie es der Name andeutet, für die WM 2002 gebaut. Es sollte dem Vorortbezirk Urawa als Anstoss dienen, die Entwicklung des Gebiets voranzutreiben. Auch heute steht das Stadion aber noch verlassen inmitten einer sonst für den Grossraum Tokyo unüblichen Brache. Im Gegensatz zu vielen anderen Stadien in Japan handelt es sich hier um ein reines Fussballstadion, das zudem durch seine Grösse beeindruckt. Über drei Ränge verteilen sich 63‘700 Sitze. Free-Seating in der gewählten Kategorie gibt’s hier aber nicht. Entsprechend sollte man sich, auch wenn es gerade stürmt, an den Eingang halten, der auf dem Ticket aufgedruckt ist. Sonst endet man im falschen Rang und muss auf die Hilfsbereitschaft eines japanisch sprechenden Zuschauers hoffen, der dem Personal am Stadioneingang erklärt, warum man jetzt mit einem bereits entwerteten Ticket wieder vor dem Stadion steht.

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Atmosphäre
Die Urawa Red Diamonds – oder kurz die Urawa Reds – sind das japanische Team mit der grössten Anhängerschaft. Und der Verein scheint sich auch der Liga der ganz Grossen angehörig zu fühlen. Anders lässt sich die massive Lärmbelästigung vor dem Spiel nicht erklären, durch die wohl dem Spiel ein geeigneter Rahmen verliehen werden soll. Während dem Spiel hält sich die unnötige Berieselung mit einer Mischung aus Werbung und Anheizen aber zum Glück auf einem Minimum. Leider bleibt aber auch die Kurve der Urawa Reds bei einem Minimum. Während wir zuerst noch an einen Streik der Kurve glaubten – auch wenn wir uns das in Japan kaum vorstellen konnten – stellte sich im Nachhinein hinaus, dass man in Urawa wirklich so selten singt. Die fehlenden Zaun- und Schwenkfahnen sind eine Spätfolge eines „Japanese Only“-Banners, das die Reds am Eingang zu ihrem Block platziert hatten. Der Verein erlaubt seither nur noch vereinseigene, kleine Schwenkfahnen. Ganz anders als die Fans von Urawa waren aber die Gäste aus Kawasaki glänzend aufgelegt. Ein gefüllter Gästeblock, der im unteren Teil einen beachtlichen Stimmungsblock beinhaltete, der konstant für Stimmung sorgte und auch einige eigene Melodien auf Lager hatte. Optisch wars aber einmal mehr ziemlich kopiert. Die Gästefans hatten zwar über die meiste Zeit des Spiels die Oberhand. Wenn die Reds aber mal loslegen, offenbarten sie ein immenses Potenzial, das man eigentlich besser ausschöpfen müsste. Immerhin waren die Reds die einzige Anhängerschaft, die auch mal einen Gegenspieler mit Pfiffen eindeckten.

Spiel
Die Reds, die an sich wohl immer den Anspruch stellen, vorne mitzumischen, sind nicht optimal in die Saison gestartet, die hier jeweils erst im Frühling beginnt. Nach den ersten Spielen scheint man sich aber gefangen zu haben und setzt Kurs in Richtung Tabellenspitze. Ein eigentlich eher defensiv ausgerichtetes 3-6-1 entpuppte sich dank des sehr variablen Mittelfelds als gute Waffe gegen die Abwehr von Kawaski. Diese konnten sich nur ab und selber in Szene setzen, vergaben aber sämtliche Chancen. Urawa indes hatte auch Mühe, die Chancen zu verwerten. Erst in der 68. Minute klappte es mit dem ersten und einzigen Tor.

Fazit
Kurzum: Zwiespältig. Von der Fanszene Urawas hätte man sich mehr erwartet. Das offensichtliche Potenzial wird nur sehr selten ausgenützt. Positiv überrascht haben dafür die mitgereisten Anhänger aus Kawasaki. Spielerisch wars vermutlich das beste der drei Spiele.

Cerezo Osaka vs. Pohang Steelers 0:2

Nun ist der zweite Matchbericht von meiner Japan-Reise beim Runden Leder erschienen. Alle bisher erschienen Texte zu Japan finden sich hier.

Anreise
Einfacher als in Osaka kommt man kaum zu einem Stadion. Aus dem Zentrum fährt die M-Linie der Metro direkt unter den Park, der das Nagai Stadion umgibt.

Stadion
Im Nagai-Stadion haben im Jahr 2002 zwar WM-Spiele stattgefunden, wegen der Laufbahn um den Rasen ist es aber kein wirkliches Fussballstadion. Warum Osaka bei geringem Zuschaueraufkommen nicht im gleich daneben liegenden Kincho Stadion spielt, das viel geeigneter wäre, ist nicht verständlich. Wie in Hiroshima wählt man auch hier lediglich eine Kategorie aus und nimmt dann auf einem der Sitze in eben diesem Stadionbereich Platz. Die beiden Fankurven befinden sich hier direkter hinter den Toren als noch in Hiroshima, wodurch auch eine gute Sicht gewährleistet ist.

Atmosphäre
Cerezo Osaka kann bei Heimspielen in der Liga meist auf mehr Besucher zählen als bei Champions League-Spielen. Das scheint der Stimmung aber nicht zu schaden. Die Hymne vor dem Spiel wirkt inbrünstig und scheint, ohne Näheres zum Inhalt sagen zu können, eine Eigenkreation. Optisch lehnt man sich auch hier stark an Vorbilder bekannter Fanszenen an, so schmückt eine Zaunfahne der Real Osaka Ultras die Kurve. Allerdings versucht man sich aber auch gegen den Stadtrivalen Gamba Osaka – der optisch übrigens eine nahezu perfekte Kopie von Atalanta Bergamo abgibt – abzugrenzen. Osaka City FC ist für die Cerezo-Supporter wohl nur ihr Verein. Bei den Gesängen gehen die Osaka-Fans aber auch mal eigene Wege und geben Melodien zum Besten, die man sonst noch nicht gehört hat. Und sie unterstützen ihr Team auch weiter, als die Niederlage längst besiegelt ist. Für den Gegner aus Südkorea drücken im Stadion etwa 50 Zuschauer die Daumen, die aber kaum auf sich aufmerksam machen. Erfreulich an dieser Champions League-Begegnung: Im asiatischen Fussball scheint man noch nicht alles auf die Karte Event zu setzen, wie das die europäische Schwester immer wieder tut.

Spiel
Die Ausgangslage war für die beiden Teams sehr unterschiedlich. Die Pohang Steelers konnten sich mit einem Sieg definitiv für die nächste Runde qualifizieren, Osaka brauchte einen Sieg, um im letzten Spiel im chinesischen Shandong nicht alles auf eine Karte setzen zu müssen. Cerezo Osaka, dessen Vereinsnamen sich aus dem spanischen Wort für Kirschbaum ergibt, schien ob der Bedeutung des Spiels etwas blockiert. Zwar versuchte Trainer Popovic mit einem offensiven 3-4-3 das Spiel zu bestimmen, nennenswerte Chancen ergaben sich dabei kaum. Auch der wohl bekannteste Spieler Osakas, Diego Forlan, blieb blass und wurde bereits in der Pause ausgewechselt. Diese Auswechslung hatte aber wohl auch taktische Gründe. In der 41. Minute sah Osakas Stümer Minamino nach einem Foul die direkte rote Karte. Wie auch die TV-Bilder bestätigten, wäre er sogar mit Gelb eher hart bestraft gewesen. Weil Pohang zu diesem Zeitpunkt bereits mit 1:0 in Front lag, nachdem der japanische Torhüter nur einen ersten Schuss, nicht aber den zweiten abwehren konnte, war das Spiel für Osaka faktisch gelaufen. Nichtsdestotrotz versuchten sie in der zweiten Halbzeit den Ausgleich zu erzielen, gegen Ende des Spiels auch wieder mit einer eher offensiveren Aufstellung. Daraus zogen aber die Koreaner Profit, die in der 65. Minute mit einem einfachen Spielzug zum 2:0 kamen. Damit war der Ausgang des Spiels endgültig geklärt.

Fazit
Auch wenn es sich um eine Champions League-Partie handelte, der Fussball war höchstens oberer Durchschnitt. Da hilft auch ein Diego Forlan nichts. Stimmungsmässig darf man die Fans von Cerezo Osaka aber durchaus zu den Besseren zählen, auch weil sie im Vergleich zu anderen japanischen Fankurven zumindest etwas Originalität an den Tag legen.

Sanfrecce Hiroshima vs. FC Tokyo 1:0

Nach dem im Saiten erschienen Artikel, der meine Fussballerlebnisse in Japan zusammengefasst hat, erschien heute der erste Spielbericht auf dem Blog “Zum Runden Leder”. Zwei weitere Spielberichte folgen.

Anreise
Auf dem Weg zum Stadion ist die grösste Hürde gleich zu Beginn zu meistern: Die Astram-Linie die direkt zum Stadion führt, startet an der Station „Hondori“. Auf den gleichen Namen hört eine Haltestelle der Strassenbahn, die den Hauptteil des öV im Stadtzentrum zu schlucken scheint. Wer davon ausgeht, dass es sich dementsprechend um die gleiche Haltestelle halten müsse, der wird umherirren. Wenn man aber mal erkannt hat, dass die gesuchte Haltestelle unter der Erde liegt, ist der Weg zum Stadion ein Klacks und dauertetwa 36 Minuten (das Wort „etwa“ scheint im japanischen öV nicht zu existieren). Bei der Station „Koiki-koen-mae“ angekommen, wäre das Stadion in wenigen Minuten zu Fuss erreichbar. Der Verein stellt jedoch Shuttlebusse, an deren Benützung man kaum vorbeikommt, weil von so vielen in Vereinsfarben gekleideten Personen der Weg dorthin gezeigt wird. Eine englische Wegbeschreibung gibt’s hier.

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Stadion
Sanfrecce Hiroshima trägt seine Heimspiele im Hiroshima Big Arch aus. Der Name lässt darauf schliessen, wie das Stadion aussieht. Ein grosser Bogen prägt die Haupttribüne, an welchem auch Teile der Beleuchtung angebracht sind. Warum das Stadion früher Hiroshima Park Main Stadium hiess, erschliesst sich dem Besucher – zumindest nachts – nicht. Warum es jetzt eigentlich Edion Stadium heisst hingegen schon, wenn man die Werbeplakate betrachtet. Beim Ticketkauf wählt man lediglich eine Kategorie aus, danach darf man sich seinen Platz selber aussuchen. In unserem Fall hiess das für um die 30 Franken auf der Gegentribüne Platz nehmen. Die beiden Fanlager befinden sich in den beiden Hintertorkurven, leider beide etwas mehr in Richtung Gegengerade, wodurch uns ein optimaler Blick auf die beiden Lager leider verwehrt blieb. Rund ums Feld verläuft eine der ungeliebten Laufbahnen.

Atmosphäre
Fussball ist auch in Japan beliebt. Oft steht es aber hinter Baseball nur an zweiter Stelle. So scheint es auch in Hiroshima zu sein. Während sich das lokale Baseball-Team hoher Beliebtheit erfreut, verirren sich zum Meister der letzten beiden Jahre gerade mal gut 12‘000 Zuschauer. Während ein beträchtlicher Teil davon vor allem damit beschäftigt ist, allerlei Speisen zu verzehren, befinden sich hinter den beiden Toren echte Stimmungsblöcke. Aus der Hauptstadt sind rund 200 Fans angereist, im Heimbereich machen rund 2‘000 Menschen ordentlich Lärm. Was auf den ersten Blick auffällt: Vieles ist kopiert. Es entsteht eine Mischung aus meist europäischen Melodien und einigen südamerikanischen Stilelementen. So hört man bekannte Melodien und sieht Zaunfahnen, die man so (oder zumindest so ähnlich) auch in anderen Ländern schon gesehen hat. Das Highlight hängt dabei auf der Seite von Hiroshima: Commando Viola Ultra‘ Curva Ovest. Den Gästen aus Tokyo hätten wir dank ihrer Melodien eigentlich etwas mehr Originalität attestiert, das vor der Partie gesungene „You’ll never walk alone“ lässt das aber leider nicht zu.

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Spiel
Eigentlich sollte die Begegnung ganz anständigen Fussball bieten. Die Gäste aus Tokyo bewegen sich zwar nur im Mittelfeld der höchsten japanischen Liga, der Gastgeber aber konnte in den letzten beiden Jahren die Meisterschaft gewinnen. Man merkts der Einleitung an, so gut war der Fussball nicht. Hiroshimas Trainer Moriyasu liess nur einen nominellen Stürmer auflaufen. Zwei der sechs aufgestellten Mittelfeldspieler schienen zwar eine offensive Rolle einnehmen zu wollen, die Verteidiger passten sich aber meist lieber zuerst gefühlte hundert Mal gegenseitig den Ball zu, bevors einige Meter nach vorne ging. Tokyo versuchte zwar offensiver zu agieren, waren aber zu wenig im Ballbesitz um das wirklich in die Tat umzusetzen. Chancen blieben entsprechend Mangelware, obwohl der Schiedsrichterassistent tatkräftig mithalf und in der ersten halben Stunde die Anwendung der Abseitsregel konsequent verweigerte. Hiroshimas Coach schien sich mit dem Unentschieden anfreunden zu können: er wechselte gegen Ende des Spiels sogar seinen einzigen nominellen Stürmer aus. Die Mannschaft aber wollte dann doch noch etwas mehr zeigen. In der 80. Minute verwertete Chiba – ein Verteidiger – nach einem Eckball doch noch per Kopf. Der Meister übernahm damit wieder die Tabellenführung.

Fazit
Wenn dieses Spiel repräsentativ ist, braucht es in Japan nicht allzu viel, um zweimal hintereinander Meister werden zu können. Auf dem Platz wars kein Highlight, auf den Rängen dafür aber ganz ordentlich, wenn auch etwas zu wenig „Eigenheiten“ zu beobachten waren. In Erinnerung bleibt zudem, wenn auch auf spezielle Art und Weise, dass am Eingang jeder Zuschauer – ungeachtet von Alter und/oder Geschlecht – mit einem halben Starterkit begrüsst wird, um sein Büromaterial in die Klubfarben zu tauchen.

Fussball in Japan: Verneigung statt La Ola

150 Jahre diplomatische Beziehungen Schweiz-Japan: Überall wird gefeiert, in St.Gallen gibt es gleich drei Ausstellungen dazu, nur der Fussball ist kein Thema. Ruben Schönenberger hat sich kürzlich in Japan umgesehen.

Vor rund 20 Jahren hat sich der japanische Fussball mit der J-League ein neues Gesicht gegeben. Die Professionalisierung der Strukturen, wie sie fast jedes Land früher oder später durchmacht, markierte eine Art Neuanfang.

Japanische Fussballvereine blicken zu einem grossen Teil auf eine Vergangenheit als Firmenmannschaft zurück. Mit der Einführung der J-League brach man auch im Vereinsnamen mit dieser Tradition. Vereinsnamen mit Markenintegration wie Mitsubishi Urawa oder Mazda SC machten Bezeichnungen Platz, die wohl aufgrund eines möglichst hohen Vermarktungspotenzials gewählt wurden.

Internationalisierungs-Strategie
So spielen in der höchsten japanischen Liga, der J-League 1, zurzeit Mannschaften wie Sanfrecce Hiroshima, Kawasaki Frontale oder Urawa Red Diamonds. Man macht sich dabei schon gar nicht mehr die Mühe, die Vereinsbezeichnungen in japanischer Schrift abzufassen. Eine offensichtliche Internationalisierungs-Strategie.

Genützt hat das alles bisher nur wenig. Die japanische Nationalmannschaft konnte zwar ab und an auf sich aufmerksam machen, was aber dabei der heimischen Liga zukommt, ist schwer zu sagen. Die Klubmannschaften sind zumindest in den westlichen Fussball-Hochburgen kaum ein Begriff.

Die Fans ihrerseits haben auch eine Art Internationalisierung hinter sich. Wer schon hierzulande bemängelt, dass den Fanszenen das (Orts-)Spezifische abgeht, dass kaum noch Eigenheiten bestehen oder dass alle Fanszenen sich immer mehr gleichen, wird diesen Eindruck in Japan erst recht erhalten. Fast alles scheint kopiert.

Die Zaunfahnen zeigen Namen von Fangruppen, dies so oder zumindest so ähnlich auch andernorts gibt. Bei Sanfrecce Hiroshima ist beispielsweise vom Commando Viola Ultra‘ Curva Ovest zu lesen. Das scheint kaum eine typisch japanische Bezeichnung zu sein.

Auch in den Fankurven dominieren Elemente, die man kennt: Vertikal gespannte Stoffbahnen erinnern an Südamerika, grosse Schwenkfahnen in Reih und Glied an die deutsche Bundesliga. Die Melodien der Fangesänge sind oft bekannt. YouTube scheint man in Japan gut zu kennen. Etwas abstrus wird es aber, wenn man ein «Forza Viola» aus hunderten japanischen Kehlen hört.

Trotzdem ist Fussball in Japan mehr als einfach nur ein aus verschiedenen Ländern zusammengewürfeltes Stadionerlebnis. Für viele scheint der Stadionbesuch mehr Familienausflug als Sportanlass zu sein. Man trifft früh ein, bringt Unmengen an Essen mit und kauft dann nochmal ebenso viel an den zahlreichen Verpflegungsständen ein. Essen scheint hier elementarer Bestandteil des Stadionerlebnisses zu sein.

Auf die Fans in den Kurven trifft das natürlich weniger zu. Auch hier wird 90 Minuten lang gesungen. Und obwohl der Stil nicht unbedingt von Originalität strotzt, ist doch eine Eigenheit zu beobachten: Die gegnerische Mannschaft wird zwar nicht gerade bejubelt, aber meist mit einem gewissen Respekt bedacht. Gesänge gegen die jeweils andere Mannschaft gibt es selten, dafür versuchen die Fans die Spieler immer mal wieder mit unkoordiniertem Lärm abzulenken, wenn diese in Tornähe kommt.

Geisterspiel gegen Rassismus
Trotz des grossen Respekts musste die japanische Liga unlängst einen Skandal verzeichnen, als Fans der Urawa Red Diamonds, der meistunterstützte Verein des Landes, am Eingang zu ihrem Block ein «Japanese Only»-Banner platzierten. Der japanische Verband verurteilte diesen Rassismus und bestrafte den Verein aus dem Tokioter Vorort mit einem Geisterspiel.

In einem englisch-sprachigen Blog zum japanischen Fussball wird die Meinung unterstützt, dass es sich dabei um einen rassistischen Vorfall handelte. Als Tourist könnte man sich gut vorstellen, dass die Fans der Urawa Reds auch einfach genug hatten von Touristen in ihrem Stimmungsblock. Sollte dies der Fall sein, hätten sie sich natürlich auf eine denkbar dumme Art und Weise dagegen gewehrt.

Die wohl auffälligste Eigenheit für (westeuropäische) Fussballtouristen zeigt sich aber nach dem Spiel: Wenn hierzulande die Mannschaft mit den eigenen Fans nach dem Spiel die Welle macht, bedankt sich eine japanische Mannschaft mit einer Verneigung für die Unterstützung.

(Dieser Text ist am 25. April 2014 im Blog des Kulturmagazins Saiten erschienen).

Rauchen in Japan

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In Japan ist Rauchen in der Öffentlichkeit grundsätzlich verpönt, auch wenn es nicht überall gleich streng befolgt oder gar geahndet wird. Für Raucher heisst das, dass man sich gerade im Zentrum Tokyos nach Smoking Areas umsehen muss, wenn man im Freien rauchen will. Dafür gibts im Grossteil der Restaurants und Cafés Raucherbereiche. Während man hierzulande also eher raus muss, um zu rauchen, geht man in Japan gerne rein.

Damit auch jedem Japaner und jeder Japanerin bekannt ist, was beim Rauchen passieren kann, wird auf Aschenbechern auf eher amüsante Weise hingewiesen. Eine Auswahl:

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Hier gehts zur Übersicht aller auf diesem Blog erschienenen Japan-Texte.

Wenn eine Stadt zu normal ist…

Es gibt Städte, die sind bekannt für ihre Schönheit. Andere sind für ihre Ausgangsmöglichkeiten beliebt. Wieder andere haben eine Vergangenheit, die an der Historie Interessierte anlockt. Und dann gibt es Ortschaften, in die eigentlich niemand will und die genau deshalb spannend sind. Das englische Oldham sollte eine solche Stadt sein.

Seit neuestem ist Oldham von Manchester mit einem Tram zu erreichen. Der Ort in der Agglomeration, der einen Bahnhof mit dem Namen Mumps ihr Eigen nennen darf, ist trotz ihrer Nähe zu einer der bekanntesten Städte Englands kaum jemandem bekannt. Wer sich dennoch als Tourist dahin aufmacht, muss sich entweder in der Hotelauswahl vertan haben – das einzige Hotel des Ortes, das mit Dreier-Zimmern aufwartet, wirbt zum Beispiel mit einem Blick auf die Skyline Manchesters – oder er hat vor Jahren über die bemerkenswerte Präsenz des Ortes in der englischen Doku-Soap „Cops with Cameras“ von der Stadt erfahren. Was für eine Stadt muss das wohl sein, in der zur Mittagszeit Betrunkene in Hauseingängen geweckt werden müssen? In der sich die Polizei immer wieder Verfolgungsjagden liefert? Die in Online-Bewertungen mit „Oldham is like having a Wee. When its happening you think ‘yeah this is great,’ but then when you look down, you see Wee on your shoes.“ beschrieben wird? Aus der ein junger Erwachsener im Vollsuff einen Flug nach Paris gebucht hat, davon aber erst am nächsten Morgen in einer Pariser Flughafen-Toilette erfahren hat? Nun, wer nicht hingeht, findets nicht raus. Zeit für einen Ortstermin.

Die Anreise gestaltet sich unkompliziert. Vom Flughafen Manchester direkt per Bus, von der Stadt Manchester direkt per Tram ins Zentrum von Oldham. Der erste Eindruck: Enttäuschend. Das Busterminal sieht ganz normal aus, das Hotel ist für die praktisch geschenkten £10 pro Person sehr ordentlich und auch die Einwohner machen einen ganz gewöhnlichen Eindruck. Vielleicht tummeln sich die Einwohner, die den Ort bekannt gemacht haben, ja beim Fussball? Auch Fehlanzeige. Die Stadionbesucher sind wie mittlerweile fast überall in England gesittet. In der Halbzeitpause werden an der Bar Frizzell gar vorbestelle Biere ohne Kontrolle einfach bereit gestellt. Auch geklaut wird hier nicht. Wenn es hier etwas Bemerkenswertes gibt, dann ist das die fehlende Tribüne auf der einen Längsseite des Stadions. Nun gut, dann muss die Stadt wohl abends erwachen. Schliesslich ist es Samstagabend und in der Ausgangsstrasse reiht sich ein Pub ans andere, unterbrochen nur von unzähligen Imbissständen, die auf so einfallsreiche Namen hören wie Florida Fried Chicken, New York Fried Chicken, Kansas Fried Chicken. Unzählige weitere Lokale scheinen Hühnerspezialitäten anzupreisen. Nur sind sie alle leer. Genauso wie die Pubs. Oldham scheint am Samstagabend wie ausgestorben. An den Preisen kanns nicht liegen. Das Pint Ale kostet sogar für englische Verhältnisse wenig.

Was bleibt nach diesem Ausflug? Entweder hat Oldham in den letzten Jahren eine Gentrifizierung erlebt, die alteingesessene Einwohner vertrieben hat, ohne die nach Manchester pendelnde Mittelklasse anzuziehen. Oder die Berichte über die Zustände im Ort waren von Beginn weg überzeichnet. So oder so: Von einem Besuch kann man gut absehen.

(Remo war auf dieser Reise auch dabei. Seinen Bericht gibts hier.)

Europa League 2013/14 – Prognose vs. Realität

In den letzten zwei Wochen habe ich meine Prognose zur Zusammensetzung der Playoff-Runde der Europa League 2013/14 mehrmals aktualisiert. Nun sind alle Mannschaften bekannt.

Meine erste Prognose war:

In der Playoffrunde gesetzt sind (absteigend sortiert nach Koeffizient):
Tottenham, Dynamo Kiev, Braga, Metalist Kharkiv, Stuttgart, Basel, Rubin Kazan, Sevilla FC, Standard Liège, Fiorentina, Udinese, Spartak Moskau, AZ Alkmaar, Club Brugge, Besiktas, Hapoel Tel Aviv, Sparta Prag, Salzburg, Genk, Saint-Etiènne, Dnipropetrovsk, Lech Poznan, Trabzonspor, Real Betis Sevilla, Anorthosis Famagusta, FC Zürich, Swansea City, Frankfurt, Zilina, Bursaspor, Feyenord

In der Playoffrunde ungesetzt sind (absteigend sortiert nach Koeffizient):
Utrecht, Maccabi Haifa, Rapid Wien, Nordsjaelland, Metalurh Donetsk, Estoril, Nizza, Sturm Graz, Sheriff Tiraspol, Omonia, Vitesse, Maribor, Debrecen, Hajduk Split, Roter Stern Belgrad, Slovan Bratislava, Atromitos, Elfsborg, Molde, GC Zürich, Motherwell, Waregem, Apollon Limassol, FCSG, Dinao Tiflis, Esbjerg, Pasching, Minsk, FH, Shakther Karagandy, Nömme Kalju

Die tatsächliche Zusammensetzung der Playoff-Runde sieht folgendermassen aus:

In der Playoffrunde gesetzt sind (absteigend sortiert nach Koeffizient):
Tottenham, Dynamo Kiev, Braga, Stuttgart, Rubin Kazan, Sevilla FC, Standard Liège, Fiorentina, Udinese, Spartak Moskau, AZ Alkmaar, APOEL, Besiktas, PAOK, Salzburg, Genk, Saint-Etiènne, Dnipropetrovsk, Trabzonspor, Real Betis Sevilla, Partizan, Swansea City, Frankfurt, Feyenord, Maccabi Haifa, Rapid Wien, Nordsjaelland, Estoril, Nizza, Sheriff Tiraspol, Odessa

In der Playoffrunde ungesetzt sind (absteigend sortiert nach Koeffizient):
Krasnodar, Atromitos, Elfsborg, Maccabi Tel Aviv, Molde, Slovan Liberec, GCZ, Thun, Slask, Waregem, Jablonec, Limassol, Tromso, Aktobe/Breidablik, FCSG, Qarabag, Vojvodina, Dinamo Tiflis, Esbjerg, Pasching, Rijeka, Minsk, Astra Giurgiu, Pandurii, Petrolul, FH, Dila Gori, Skenderbeu, Zagiris, Nomme Kalju, Kukesi

Nun ja, da hats doch die eine oder andere Überraschung gegeben. Fakt ist, als möglicher Gegner für den FCSG kommen nun noch 31 Mannschaften in Frage (alle gesetzten). In wenigen Stunden werdens noch fünf oder sechs sein, sobald die UEFA ihre willkürliche Gruppeneinteilung für die Auslosung vorgenommen hat. Und kurz nach Mittag wissen wir dann, wohin die Reise geht.

Europa League 2013/14 – Eine Prognose zur Playoff-Runde

UPDATE (8. August 2013): Nun sind alle Teams bekannt, die in der Auslosung für die EL-Playoffs dabei sind. Eine Übersicht gibts hier.

Der FC St.Gallen spielt seit Jahren erstmals wieder europäisch. In der Ostschweiz drehen sich die Gedanken vieler bereits jetzt um den 9. August, denn dann wird endlich der Gegner ausgelost. Die vorherigen Runden werden analysiert, Wunschgegner entdeckt und Berechnungen angestellt. Ich konnte das auch nicht lassen. Das Ergebnis:

Ausgangslage
In der Playoff-Runde spielen 62 Mannschaften um den Einzug in die Gruppenphase der Europa League. Von diesen 62 Mannschaften stehen 18 bereits fest, die sich über den jeweiligen nationalen Wettbewerb für diese Runde qualifiziert haben. Dazu kommen die 29 Gewinner aus der vorangehenden, dritten Qualifikationsrunde sowie die 15 Verlierer aus der dritten Qualifikationsrunde der Champions League. Für diese 44 verbleibenden Plätze kommen zurzeit noch 132 Teams in Frage.

Prognose
Um eine Prognose der Teilnehmer der Playoff-Runde anzustellen, bin ich folgendermassen vorgegangen:

  • Fix sind die 18 bereits bekannten Mannschaften
  • Die noch offenen Partien der vorangehenden Qualifikationsrunde (2. und 3.) werden jeweils zugunsten des Favoriten „simuliert“ (nach meiner Ansicht).
  • Die noch offenen Partien der dritten Champions League-Qualifikationsrunde werden ebenfalls zugunsten des Favoriten „simuliert“, jedoch kommt hier natürlich der unterlegene in die Europa League-Prognose.
  • Jeder der 62 Mannschaften weist einen Klubkoeffizienten auf. Die ersten 31 Teams sind in der Auslosung gesetzt, die anderen 31 Teams sind ungesetzt.

Dabei ergab sich folgendes Bild (Notiz am Rande: das 31. und das 32. Team haben den gleichen Koeffizienten. Die Einteilung in die erste bzw. zweite Gruppe ist willkürlich, weil mir das Vorgehen in einem solchen Fall nicht bekannt ist.).

In der Playoffrunde gesetzt sind (absteigend sortiert nach Koeffizient):
Tottenham, Dynamo Kiev, Braga, Metalist Kharkiv, Stuttgart, Basel, Rubin Kazan, Sevilla FC, Standard Liège, Fiorentina, Udinese, Spartak Moskau, AZ Alkmaar, Club Brugge, Besiktas, Hapoel Tel Aviv, Sparta Prag, Salzburg, Genk, Saint-Etiènne, Dnipropetrovsk, Lech Poznan, Trabzonspor, Real Betis Sevilla, Anorthosis Famagusta, FC Zürich, Swansea City, Frankfurt, Zilina, Bursaspor, Feyenord

In der Playoffrunde ungesetzt sind (absteigend sortiert nach Koeffizient):
Utrecht, Maccabi Haifa, Rapid Wien, Nordsjaelland, Metalurh Donetsk, Estoril, Nizza, Sturm Graz, Sheriff Tiraspol, Omonia, Vitesse, Maribor, Debrecen, Hajduk Split, Roter Stern Belgrad, Slovan Bratislava, Atromitos, Elfsborg, Molde, GC Zürich, Motherwell, Waregem, Apollon Limassol, FCSG, Dinao Tiflis, Esbjerg, Pasching, Minsk, FH, Shakther Karagandy, Nömme Kalju

Bert Kassies kommt bei seinen Berechnungen, die sich bei der Frage nach dem Favoriten nur auf den Klub-Koeffizienten stützen, auf ähnliche Ergebnisse. Auf jeden Fall warten unter den gesetzten Teams (natürlich ohne Basel und Zürich) schwierige Gegner auf den FC St.Gallen. Aber auch einige sehr schöne Lose und nur wenige, die ich nun gar nicht will.

(Alle Angaben im Übrigen ohne Gewähr. Ich habe viel einfach kopiert und den Favoriten bei einzelnen Begegnungen sehr spontan erkoren.)

UPDATE (25. Juli 2013): Slovan Bratislava ist gestern bereits in der zweiten Qualifikationsrunde zur Champions League ausgeschieden. Den Platz in der Prognose nimmt Ludogorets Razgrad ein. Die aktualisierte Prognose sieht so aus:

In der Playoffrunde gesetzt sind (absteigend sortiert nach Koeffizient):
Tottenham, Dynamo Kiev, Braga, Metalist Kharkiv, Stuttgart, Basel, Rubin Kazan, Sevilla FC, Standard Liège, Fiorentina, Udinese, Spartak Moskau, AZ Alkmaar, Club Brugge, Besiktas, Hapoel Tel Aviv, Sparta Prag, Salzburg, Genk, Saint-Etiènne, Dnipropetrovsk, Lech Poznan, Trabzonspor, Real Betis Sevilla, Anorthosis Famagusta, FC Zürich, Swansea City, Frankfurt, Zilina, Bursaspor, Feyenord

In der Playoffrunde ungesetzt sind (absteigend sortiert nach Koeffizient):
Utrecht, Maccabi Haifa, Rapid Wien, Nordsjaelland, Metalurh Donetsk, Estoril, Nizza, Sturm Graz, Sheriff Tiraspol, Omonia, Vitesse, Maribor, Debrecen, Hajduk Split, Roter Stern Belgrad, Atromitos, Elfsborg, Molde, GC Zürich, Motherwell, Waregem, Apollon Limassol, FCSG, Dinao Tiflis, Esbjerg, Pasching, Minsk, FH, Ludogorets Razgrad, Shakther Karagandy, Nömme Kalju

UPDATE (26. Juli 2013): Nach einigen Überraschungen in der gestrigen zweiten Runde in der EL-Quali steht die nächste Anpassung an. Nicht mehr dabei sind Sparta Prag, Anorthosis, Utrecht, Sturm Graz, Omonia und Debrecen. Sie werden ersetzt durch Thun, Jablonec, Tromso, Aktobe, Qarabag und Astra Giurgiu. Zudem rutschen Maccabi Haifa und Rapid Wien nach oben und sind neu in der gesetzten Hälfte. Damit hat sich auch das Problem gelöst, dass die Mannschaften auf Platz 31/32 den gleichen Koeffizienten aufweisen. Die aktualisierte Prognose:

In der Playoffrunde gesetzt sind (absteigend sortiert nach Koeffizient):
Tottenham, Dynamo Kiev, Braga, Metalist Kharkiv, Stuttgart, Basel, Rubin Kazan, Sevilla FC, Standard Liège, Fiorentina, Udinese, Spartak Moskau, AZ Alkmaar, Club Brugge, Besiktas, Hapoel Tel Aviv, Salzburg, Genk, Saint-Etiènne, Dnipropetrovsk, Lech Poznan, Trabzonspor, Real Betis Sevilla, FC Zürich, Swansea City, Frankfurt, Zilina, Bursaspor, Feyenord, Maccabi Haifa, Rapid Wien

In der Playoffrunde ungesetzt sind (absteigend sortiert nach Koeffizient):
Nordsjaelland, Metalurh Donetsk, Estoril, Nizza, Sheriff Tiraspol, Vitesse, Maribor, Hajduk Split, Roter Stern Belgrad, Atromitos, Elfsborg, Molde, GC Zürich, Thun, Motherwell, Waregem, Jablonec, Apollon Limassol, Tromso, Aktobe, FCSG, Qarabag, Dinao Tiflis, Esbjerg, Pasching, Minsk, Astra Giurgiu, FH, Ludogorets Razgrad, Shakther Karagandy, Nömme Kalju

UPDATE (31. Juli): Nach den gestrigen Spielen in der CL-Qualifikation habe ich meine eigenen Prognosen leicht angepasst. Nicht mehr unter den prognostizierten Gesetzten sind Kharkiv und Basel. Neu dabei sind dafür PAOK und Nordsjaelland (wobei letztere aus der ungesetzten Gruppe „aufsteigen“). Nicht mehr unter den prognostizierten Ungesetzen ist Shakhter Karagandy. Neu dabei sind dafür Maccabi Tel Aviv und Skenderbeu. Die aktualisierte Prognose:

In der Playoffrunde gesetzt sind (absteigend sortiert nach Koeffizient):
Tottenham, Dynamo Kiev, Braga, Stuttgart, Rubin Kazan, Sevilla FC, Standard Liège, Fiorentina, Udinese, Spartak Moskau, AZ Alkmaar, Club Brugge, Besiktas, Hapoel Tel Aviv, PAOK, Salzburg, Genk, Saint-Etiènne, Dnipropetrovsk, Lech Poznan, Trabzonspor, Real Betis Sevilla, FC Zürich, Swansea City, Frankfurt, Zilina, Bursaspor, Feyenord, Maccabi Haifa, Rapid Wien, Nordsjaelland

In der Playoffrunde ungesetzt sind (absteigend sortiert nach Koeffizient):
Metalurh Donetsk, Estoril, Nizza, Sheriff Tiraspol, Vitesse, Maribor, Hajduk Split, Roter Stern Belgrad, Atromitos, Elfsborg, Maccabi Tel Aviv, Molde, GC Zürich, Thun, Motherwell, Waregem, Jablonec, Apollon Limassol, Tromso, Aktobe, FCSG, Qarabag, Dinao Tiflis, Esbjerg, Pasching, Minsk, Astra Giurgiu, FH, Ludogorets Razgrad, Skenderbeu, Nömme Kalju

UPDATE (4. August): Nun sind alle Hinspiele in der letzten Runde gespielt, bevor der FCSG einsteigt. Meine Prognose ist daher wieder etwas angepasst:

In der Playoffrunde gesetzt sind (absteigend sortiert nach Koeffizient):
Tottenham, Dynamo Kiev, Braga, Stuttgart, Rubin Kazan, Sevilla FC, Standard Liège, Fiorentina, Udinese, Spartak Moskau, AZ Alkmaar, Club Brugge, APOEL, Besiktas, Hapoel Tel Aviv, PAOK, Salzburg, Genk, Saint-Etiènne, Dnipropetrovsk, Lech Poznan, Trabzonspor, Real Betis Sevilla, FC Zürich, Swansea City, Frankfurt, Zilina, Bursaspor, Feyenord, Maccabi Haifa, Rapid Wien

In der Playoffrunde ungesetzt sind (absteigend sortiert nach Koeffizient):
Nordsjaelland, Nizza, Sheriff Tiraspol, Odessa, Vitesse, Kuban, Atromitos, Elfsborg, Maccabi Tel Aviv, Molde, GC Zürich, Thun, Waregem, Jablonec, Apollon Limassol, Tromso, Aktobe, FCSG, Qarabag, Dinao Tiflis, Esbjerg, Pasching, Astra Giurgiu, Hapoel Ramat Gan, FH, St. Johnstone, Ludogorets Razgrad, Dila Gori, Skenderbeu, Nömme Kalju, Kukesi

UPDATE (7. August): Überraschenderweise hat gestern Ludogorets Razgrad (Koeffizient 3.45) den klaren Favoriten Partizan Belgrad (Koeffizient 17.425) aus der CL eliminiert. Damit gibt es eine kleine Veränderung in der Prognose. Partizan ist neu unter den prognostizierten Gesetzten, Razgrad nicht mehr unter den prognostizierten Ungesetzten. Als Folge davon rutscht Rapid Wien in die prognostiziert ungesetzte Hälfte. Die restlichen Partien gestern endeten, wie in der letzten Prognose antizipiert.

UPDATE (8. August): In den gestrigen Partien der 3. CL-Qualifikationsrunde kam es zu keinen Überraschungen mehr. Es ist also immer noch die letzte Prognose (mit der bereits gestern gemachten Änderung Partizan für Ludogorets) gültig.

Aufstiegsplayoff in England

Spiele zwischen Brighton & Hove Albion und Crystal Palace sind immer etwas aufgeladener als sonstige Begegnungen. Die Stadien der beiden Teams liegen nur gerade etwa 70km auseinander, mit dem Zug benötigt man für die Strecke weniger als eine Stunde. Vor allem aber haben brisante Spiele in der Vergangenheit zum Derby-Charakter dieser Paarung beigetragen.

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Wenn es dann – wie in dieser Saison – im Halbfinal der Playoffs um den Aufstieg in die Premier League zu eben dieser Begegnung kommt, gewinnt das Spiel nochmal an Brisanz. Das führt dazu, dass man selbst mit der non-verbalen Kommunikation zwischen Heim- und Gästefans ganze Bücher füllen könnte. Besonders interessant zu beobachten, sind dabei die Vater/Sohn-Duette, bei denen die Zähne beider höchstens für ein ganzes Gebiss reichen. Im Gegensatz zu vielen anderen Spielen in England ist bei Crystal Palace aber auch immer echte Stimmung garantiert. Zwar ist die Liederauswahl nicht sonderlich spektakulär, die Lautstärke dafür aber umso mehr. Von der Heimseite kann man das leider nicht behaupten. Zwar werden auch die Seagulls ab und an laut, aber das beschränkt sich auf ein paar Mal „AAAAAAAAAALBIOOOOON“. Es ist aber auch nicht einfach, sich als Fans zu organisieren, wenn der Verein offenbar nicht viel Wert darauf legt. Im Matchprogramm bei einem früheren Heimspiel der Seagulls liess sich ein Vorstandsmitglied über mehrere Seiten darüber aus, dass dieses permanente Stehen nicht akzeptabel sei. Schwierig zu verstehen, wenn die Gästefans immer stehen dürfen. 

Und wohl auch darum organisiert hier der Verein die Choreo zum Spielbeginn. Auf jedem Sitz war ein blauer oder weisser Karton bereit gelegt. Dieser konnte, in zusammengefalteter Form, auch als Klatsch-„Instrument“ benützt werden. Die Tonkulisse war danach ähnlich mühsam wie an der WM in Südafrika. Worauf die Palace-Fans mit einem „We’re Crystal Palace. We clap with our hands“ antworteten. Im Süden Londons scheint man sowieso relativ schnell mit passenden Texten bereit zu stehen. Beim letzten Aufeinandertreffen der beiden Teams provozierte auf der neben dem Gästesektor liegenden Gerade ein Heimfan praktisch 90 Minuten lang die Gästefans. Als er nach einem Tor von einem Freund umarmt wurde, änderten die Palace-Fans das bekannte „He’s just too good for you“, wenn ein Spieler besungen wird, in „He’s just too good to you“.

Man merkts diesen Zeilen an, Crystal Palace ist einer der wenigen Klubs in England, bei dems wirklich noch Stimmung gibt. Die ist zwar anders als in südlichen Ländern, aber trotzdem gut. Englische Atmosphäre eben, wie es sie vor Jahren noch auf der ganzen Insel gegeben hat. Hoffentlich ist das nicht nur ein Blick in die Vergangenheit, sondern auch in die Zukunft.

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