Gegen Ende einer Saison fallen in den Fussballligen der Welt naturgemäss die letzten Entscheidungen. So zum Beispiel in deutschen Bundesliga am vergangenen Samstag: In der letzten Runde kommt es im Abstiegskampf zum Duell Bremen – Frankfurt. Wer verliert, der muss in die Barrage. Theoretisch wäre für Bremen sogar noch der direkte Abstieg möglich gewesen, hätte Stuttgart seine Partie gewonnen. Am Schluss schafft Bremen den direkten Ligaerhalt, Frankfurt muss in die Barrage und Stuttgart ist zweitklassig.
Bei Zeit Online wagt man eine Einordnung des Beitrags der Bremer Fans zum Klassenerhalt. Da steht dann unter anderem: „Abstiegskampf? Feiertage waren das! Keine Ultras, die Trikots nach Niederlagen als Skalp einforderten, keine Pfiffe, keine Demütigungen verunsicherter Spieler. Stattdessen: Fröhlichkeit.“ Und nur drei Absätze weiter: „Auch in Bremen erhärtete sich vor dem Spiel der Eindruck, dass die Frankfurter Anhänger mutig, manche sogar übermütig sind. Als einige Minuten vor der Ankunft der Busse vier Frankfurter zögerlich die mit Tausenden Werder-Fans gesäumte Einfahrt hinunterschreiten, werden sie zu Beginn angesungen, zur Hälfte des Weges angebrüllt und schließlich, kurz vor dem Stadiontor, weggeschubst. Den Frankfurter Bus bewerfen die Bremer mit Flaschen und Eiern. Es bleiben die einzigen hektischen und unschönen Sekunden an diesem Nachmittag.“
Natürlich kann der Autor des Textes, Fabian Scheler, die im ersten Zitat wiedergegebene Aussage durchaus so geschrieben haben, dass sich die Ultras in Bremen seines Erachtens nach richtig verhalten haben. Gerade so gut möglich ist aber, dass er denkt, die Ultras hätten sich gar nicht an dieser guten Stimmung beteiligt. Wie dem auch sei, das zweite Zitat ist interessanter: Vor dem Spiel werden Frankfurter von Bremern angepöbelt und der Mannschaftsbus der Gäste beworfen. Trotzdem scheint das nur eine Randnotiz gewesen zu sein. Sonst sei ja schliesslich nichts passiert. Nur: „Sonst“ ist dann nur noch der Zeitraum nach dem Spiel. Und da hatten die Bremer vermutlich besseres zu tun, schliesslich konnte man den Klassenerhalt feiern. Irgendwie scheint die zentrale Aussage des Textes schon vor dem letzten Spieltag klar gewesen zu sein. Und irgendwie scheinen die Fakten dann nicht so recht gepasst zu haben.
Red Bull Salzburg ist österreichischer Meister, RB Leipzig in der ersten deutschen Bundesliga angekommen. Der Konzern klebt am Fussball fest.
Die Fussballabteilungen des Getränkeherstellers Red Bull sind seit dem letzten Wochenende so stark wie noch nie. Das befeuert die ohnehin schon hitzigen Diskussionen noch mehr. Bei watson war zum Beispiel zu lesen, auch RB Leipzig werde irgendwann ein Traditionsverein sein. Und so anders als die anderen Clubs sei er ja sowieso nicht. Schliesslich kaufe er gar nicht so übertrieben teuer ein, sondern setze auf die Jugend. Und sowieso: Geld regiert den Fussball. Es gibt nur ein paar Haken daran.
Die Red Bull-Teams immer in eine Aufzählung mit Bayer Leverkusen oder dem VfL Wolfsburg zu bringen, erscheint auf den ersten Blick logisch. Das ist aber aus zweierlei Gründen unsinnig: Zum einen dürfte bei nicht wenigen, die Red Bull im Fussball ablehnen, auch die Sympathie für die sogenannten «Werksklubs» eher bescheiden sein. Zum anderen ist weder Red Bull Salzburg noch RB Leipzig aus einer ehemaligen Werksmannschaft hervorgegangen. Dass einem Verein wie Bayer Leverkusen heute andere Rechte zugesprochen werden als den restlichen Vereinen der Bundesliga, mag störend sein. Aber daraus eine Gleichsetzung mit Red Bull abzuleiten, ist falsch.
Der Fokus auf die Jugendarbeit klingt natürlich erst mal gut. Beim zweiten Blick offenbaren sich aber auch hier Probleme. RB Leipzig ködert junge Spieler mit einer Akademie, die ihresgleichen sucht. Und natürlich mit viel Geld. Der ballesterer hat sich dem Thema in der Vergangenheit bereits angenommen und beschreibt unter anderem ein 250’000-Euro-Geschäft. Hauptprotagonist: ein 15-Jähriger.
Die Vereine Red Bulls sind in erster Linie ein Marketingprodukt. Davon zeugt das penetrante Rahmenprogramm, aber auch oft genug die Stimmung in den Stadien, die eher gezwungen wirkt. Im SENF beschrieben wir das mit «Jedes Mal, wenn wir den Fangesängen der Leipziger lauschen, fühlen wir uns um Jahre zurückversetzt. Die Auswahl der Lieder gleicht denen, die im Espenmoos in den 90ern durch das Stadion dröhnten. Nur dass sie hier nicht dröhnen.» Davon zeugt aber auch das Stadion in Salzburg, das eine einzige rot-blau-gelbe Markenwelt ist. Nochmal der SENF: «Wer den Presseeingang passiert, steht in einem Stadion, dass einem die Marke Red Bull regelrecht mit dem Vorschlaghammer ins Bewusstsein hämmern will. Die Stadionwände sind mit roten Bullen bemalt, oben an allen Treppen gibts Red Bull-Fanklatschen, über die Lautsprecher dröhnt Werbung für sämtliche Sparten des grossen Konzerns. Im Matchprogramm tragen die Rubriken so intelligente Titel wie «Bullevard», die Kinder werden vom Maskottchen «Bulli» unterhalten, der übrigens sogar einen «Bulli’s Skitag» veranstaltet, Deppen-Apostroph inklusive. Das Spiel interessiert indes kaum jemanden.»
Der dritte Punkt geht meist völlig vergessen in den Diskussionen. RB Leipzig ist jetzt erstklassig und wird sich früher oder später ins europäische Geschäft einmischen wollen. Sobald dem ostdeutschen Club aber die Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb gelingt, wird das für Red Bull Salzburg zum Problem. Die UEFA verbietet es, dass zwei Teams des gleichen Eigentümers in der gleichen Saison europäisch spielen dürfen (Artikel 5). Die Salzburger waren bisher auf einen Europapokal-Platz abonniert, auch wenn sie auf der europäischen Bühne meist früh und kläglich scheiterten. Wenn sich aber die Leipziger Filiale qualifiziert, dürfte Red Bull für sein österreichisches Team kaum noch Interesse zeigen. Oder aber, und auch das ist zu befürchten, der Konzern schafft es doch irgendwie, geltende Regeln zu umgehen. Schliesslich spielt mit dem FC Liefering auch ein Klub in der österreichischen zweiten Liga, der dort als eigentliche Zweitmannschaft von Red Bull Salzburg nicht spielen dürfte. Egal, ob Salzburg dann seine Ambitionen zurückstecken muss, oder ob Red Bull ein Schlupfloch findet: Beides kann eigentlich nicht im Interesse des Sports sein.
Wie auch immer die Zukunft aussehen mag, so schnell werden sich die Diskussionen zu Red Bull nicht erledigt haben. Oder, wie es im SENF hiess: «Die Fussballabteilungen von Red Bull verteilen sich über die Fussballwelt wie das klebrige Getränk über Bartheken: Einmal nicht aufgepasst und kaum mehr wegzukriegen.»
There are reports of Preston fans knocking railway officials unconscious at Wigan station in 1881, being involved in an attack against Bolton Wanderers players and supporters at the end of a game in 1884 and as the instigators of a massive fight with Queen’s Park (Glasgow) fans in 1886.“ (Jim Keoghan – Punk Football)
Die Mitropa-Cup-Spiele waren häufig Anlass heftiger Auseinandersetzungen, bei denen lokale und nationale Rivalitäten handfest ausgetragen wurden. Raufereien auf dem Spielfeld, Schlägereien im Publikum, Schmähtiraden und Steinwürfe gehörten zur Tagesordnung … Die häufigen Ausschreitungen verursachten zwar Probleme, wurden in den Medien jedoch auch als Teil der Faszination Mitropa-Cup betrachtet. Das Neue Wiener Journal schrieb 1934: “Der Fanatismus der Massen lässt sich nicht abstellen. Es ist ja auch die Ursache, warum das Publikum in hellen Scharen zu diesen Spielen herbeiströmt. Könnte man ihn also – was in der Praxis unmöglich ist – beseitigen, dann würde man gleichzeitig die Propagandawirkung, der zuliebe ja der Bewerb geschaffen wurde, aufheben.” (ballesterer, No. 99, Seite 22)
Teure Tickets, keine Stimmung, langweiliger Kick and Rush: Der englische Fussball geniesst unter Fans und insbesondere bei den weitgereisten unter ihnen nicht den besten Ruf. Doch es tut sich was im Mutterland der schönsten Hauptsache der Welt. Ein optimistischer Ausblick nach einer Woche England.
Seit ich vor über zehn Jahren für drei Monate die südenglische Küstenstadt Brighton mein Zuhause nennen durfte, ist die Insel für mich zu einer zweiten Heimat geworden. Kaum irgendwo fühle ich mich so wohl wie nördlich des Ärmelkanals. Wenn ich nach Verlassen des Flugzeugs erstmals dieses britische Englisch höre, geht mir das Herz auf. Und wenns nur ein „Oi!“ ist – dieses Zwei-Buchstaben-Wort, bei dem die Tonlage verrät, ob dahinter ein gedachtes „you bloody wanker“ oder ein „you lost your wallet“ steht. Ja, ich würde wohl selbst nach England reisen, wenns dort keinen Fussball gäbe. Und trotzdem ist Fussball elementarer Bestandteil jeder England-Reise. Auch dieses Mal. Drei Spiele, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, standen auf dem Programm.
What a beauty it is! Nach wie vor würde ich mich nicht als klassischen Groundhopper bezeichnen. Trotzdem kann ich die Auswahl des Spiels schon mal von einem besonderen Stadion abhängig machen. Erst recht, wenn über einem solchen das Damoklesschwert eines möglichen Umbaus oder – noch schlimmer – eines Abbruchs schwebt.
Das Craven Cottage, die Heimstätte des Londoner Fulham FC, stand daher schon lange auf meiner imaginären „Da-muss-ich-unbedingt-mal-hin“-Liste. Und, wie sich zeigte, hatte es diesen Platz so verdient wie kaum ein anderes. Die Haupttribüne alleine hätte schon gereicht. Ein zum Spielfeld hin abfallendes Dach, typisch englisch, verziert mit dem Klubnamen. Rechts daneben (im Bild leider nicht ersichtlich) die namensgebende ehemalige Jagdhütte, die heute als VIP-Bereich genutzt wird. Auf der gegenüberliegenden Seite liegt unmittelbar hinter dem Riverside Stand die Themse. Während ich mir in der Halbzeit „a pint and a pie“ gönne, glitzert von hinten der Fluss ins Stadion.
In der zweiten Halbzeit laufen sich mehrere Spieler beider Mannschaften warm. Und hier wird deutlich, wie eng das Stadion selbst für englische Verhältnisse ist. Die Ersatzspieler haben so wenig Platz zur Verfügung, dass sie jeden Spielunterbruch für einen kurzen Sprint auf dem Spielfeld nutzen. Der Blog „Fussball, Schatz“ hat das Craven Cottage wenige Tage vor mir besucht und es gleich zum „schönsten Stadion der Welt“ erklärt. Leseempfehlung! So schön beschreibt kaum jemand ein Stadion.
Das Spiel selbst? Nun gut, dafür hätte man nicht extra herkommen müssen. Sowohl Fulham als auch die Gäste aus Rotherham steckten im Abstiegssumpf in der zweiten englischen Liga, der Championship. Rotherham tut das immer noch, mittlerweile zwei Runden vor Saisonende. Das 1-1 nach 90 Minuten schmeichelte noch eher den Hausherren. Die Gäste brachten dafür die gesangsfreudigere Anhängerschaft ins Stadion.
„Hoop, there he is“ Mit der Fahrt nach Norwich gings sowohl geographisch als auch in der Tabelle der Championship gen Norden. Die Gastgeber Norwich City FC trafen auf den Middlesbrough FC. Spitzenkampf. Wer heute gewinnt, ist zumindest über Nacht Tabellenführer. Das Spiel ist denn auch bedeutend besser. Die Gäste gehen früh in Führung, was die Hausherren zu kontinuierlichem Anrennen und die Gäste zu kontinuierlichem Darniederliegen veranlasst. Mein Sitznachbar kriegt sich wiederholt kaum noch ein, weil gefühlt jeder Norwich-Spieler zwischenzeitlich so schwer verletzt zu sein vorgibt, dass man mindestens von einem offenen Bruch ausgehen muss. Wobei, Sitznachbar ist eigentlich das falsche Wort. Ich habe noch kein Stadion erlebt, in dem die Sitze so eng aneinander gereiht sind wie in der Carrow Road. Es wirkt ein wenig wie Reise nach Jerusalem, irgendwo muss ein Stuhl fehlen. Musik ab Band gibts vor dem Spiel und in der Pause ebenfalls zur Genüge. Noch dazu in einer Lautstärke, die beinahe unerträglich ist. Die Fans auf den Rängen nehmen sich das zum Vorbild und sind ihrerseits während der Partie konstant laut. Die Gästefans – einige der wenigen Anhängerschaften in England, die mit den „Ultras Boro“ explizit auf die Ultrakultur Bezug nehmen – sind ebenso gut aufgelegt wie die Heimfans. Letztere intonieren bei der Einwechslung von Gary Hooper den Tag Team-Klassiker „Whoomp! There it is“, leicht abgeändert zu „Hoop, there he is“. Zu jubeln haben erstere jedoch mehr, da der frühe Führungstreffer ausreicht: „We’re Middlesbrough, we’re top of the league“!
„It’s ours!“ Zurück in London steht der heimliche Leckerbissen auf dem Programm. In der vierthöchsten Liga, der League Two, stehen sich der AFC Wimbledon und die Wycombe Wanderers gegenüber. Eine Affiche, die aus zwei Gründen von Interesse ist. Zum einen markierte dieses Spiel den Abschluss der „Supporter Ownership Week“. Unter der Schirmherrschaft von Supporters Direct wurden über die ganze Woche jene Vereine ins Rampenlicht gestellt, die sich in den Händen der Fans befinden. Beide Teams tragen daher zum Einlaufen spezielle T-Shirts. Und wo sollte der Abschluss dieser Woche sonst abgehalten werden, wenn nicht hier. Sowohl die Wanderers aus Wycombe – das so komisch ausgesprochen wird, dass es eher nach Wiggum klingt – als auch der AFC Wimbledon sind in den Händen von Supporters Trusts. Dem einst ruhmreichen Wimbledon FC wurde 2002 erlaubt, nach Milton Keynes umzuziehen. Der nun MK Dons getaufte Verein hatte für die Fans nichts mehr mit ihrem Verein zu tun. Sie gründeten ihn als AFC Wimbledon neu. Langsam kämpfte sich der neue Klub, der mittlerweile von nahezu ganz Fussball-England als der alte angesehen wird, empor und stiess mittlerweile bis in die League Two vor. Damit ist Wimbledon wieder auf der Landkarte des League Footballs vertreten. Noch immer gehört der Verein den Fans und wenn alles glatt läuft, ist man auch bald zurück in Wimbledon. Zurzeit trägt der Verein seine Heimspiele in Kingston im Kingsmeadow Stadion aus.
Ein Spiel des AFC Wimbledon ist aber nicht nur wegen der Geschichte des Vereins einen Besuch wert. Es fühlt sich an wie Amateurfussball. Wer mich kennt, weiss, dass das positiv gemeint ist. Der Spielereingang ist gleichzeitig der Zugang zur Tribüne. Der Sprinkler kommt hier nicht automatisch aus dem Boden, er wird händisch verschoben, um den ganzen Platz zu bewässern. Links von mir ist sich ein nicht mehr ganz so nüchterner Wimbledon Fan sicher, dass er das Spiel mit Zwischenrufen beeinflussen kann: „Ref! Ref! You’re rubbish!“ – „Goalie! Goalie! You’re rubbish!“ – „Number Four! Number Four! You’re rubbish!“ Und ja, er hat „rubbish“ gesagt. Bei Wimbledon ist man nicht nur auffallend nett, sondern auch ausfallend nett. Rechts von mir sitzt einer dieser älteren Zuschauer, der die besten Tipps zu haben meint: „Keep possession!“ Nun ja, da wäre sicher niemand selbst drauf gekommen. Es gibt aber doch einen Unterschied zum Amateurfussball. Das Spiel hier findet vor über 4‘500 Zuschauern statt. Und einem Maskottchen. Der berühmt-berüchtigte Haydon versucht der Menge einzuheizen. Dazu zieht er auch schon mal einen Mülleimer ums Feld, damit er darauf trommeln kann. Oder versucht sich im Crowdsurfen. Apropos trommeln: Die mehreren hundert Gäste aus Wycombe, die sich unter dem wohl niedrigsten Tribünendach der Welt zusammenstellen, haben eine Pauke im Gepäck und bringen einen Rhythmus ins Stadion, der in England vermutlich weitestgehend fremd ist.
Twenty is plenty Drei Spiele, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Ein grossartiges Stadion, ein Spiel mit guter Stimmung und ein Spiel zweier erfolgreich von Fans geführter Vereine. Wenn ich das alles zusammen nehme, blicke ich durchaus optimistisch in die Zukunft. England hat die Stadien, England hat die Stimmung, England hat die Modelle. Jetzt müssen sie es nur noch schaffen, diese Elemente zusammenzubringen. Viel zu oft findet man nur eines davon bei einem Spiel. Wenn das gelingt, bleibt eigentlich nur noch ein Hindernis auf dem Weg auszuräumen: Die Ticketpreise. Aber auch hier tut sich was. Mit Slogans wie „Twenty is plenty“ protestieren immer mehr Fans gegen die horrenden Ticketpreise. Teilweise mit Erfolg. Vor zwei Tagen hat mit West Ham United ein populärer Klub eine Senkung der Saisonabo-Preise verkündet. Und wem das alles nicht genügt, um wenigstens ein bisschen optimistisch in die Zukunft zu blicken, dem sei das folgende Video ans Herz gelegt. Es zeigt den Aufstieg des FC United of Manchesters am vergangenen Montag. Ebenfalls ein von Fans geführter Verein, der demnächst in sein eigenes, neu errichtetes Stadion ziehen wird. Dort werden sie, davon bin ich überzeugt, die letzten zwei Ligen zur Rückkehr in den League Football ebenfalls noch überwinden.
Eine Weltmeisterschaft macht fast jeden zum Fussballfan, meist auch gleich zum Fussballexperten. Das führt mitunter zu kaum ertragbaren Situationen für alle diejenigen, die sich das ganze Jahr für Fussball interessieren.
Ich gebs ja zu, so ganz objektiv bin ich nicht. Die WM finde ich zwar nett, weil immer Fussball läuft, aber was man deswegen alles ertragen muss, ist manchmal doch zu viel. Auf einmal will jeder über Fussball diskutieren, obwohl er kaum zwei Spieler auseinander halten kann. Auf einmal ist jeder Fan und montiert gleich noch Fähnchen an die Türen seines Autos, um das kundzutun. Wenn die Schweiz dann gewinnt, wird feiernd durch die Strassen gezogen oder hupend über selbige gefahren. Natürlich ist während der WM auch alles halb so wild, was während der Saison in der Liga als Skandal gelten würde. Als chilenische Fans einen Stadioneingang stürmten und dabei offenbar sogar in Presseräumlichkeiten vordrangen, wird auf SRF2 kommentiert: „Passiert ist nicht viel.“
Wirklich lästig wirds aber, wenn man an einem der Public Viewings auf einen Nati-Fan der nervigen Sorte trifft. Ja, Public Viewing, wer tut sich das auch an?! Aber in St.Gallen sind wir ja zum Glück mit dem Palace gesegnet, in dessen vier Wänden meist eine ausgesprochen angenehme Atmosphäre herrscht. Leider aber eben nur meist. Sobald die Schweiz spielt und Hinz und Kuntz das Spiel verfolgen will, gesellt sich auch zur Stammkundschaft im Palace der eine oder andere „Allez, allez, Schwizer Nati“-Fan. So geschehen beim gestrigen Spiel der Schweiz gegen Honduras.
Es ist ja grundsätzlich schön zu sehen, wenn sich Fans verschiedener Fussballvereine während der WM für das gleiche Team begeistern können. Aber warum man im St.Galler (!) Palace beim Spiel Schweiz (!!) gegen Honduras permanent „Hopp FCB“ schreien muss, erschliesst sich mir nicht. Warum man offensichtlich keine Ahnung von der Nati haben kann („Isch dr Barnetta ä Sangaller?“), aber trotzdem die Spieler mit Vornamen anreden muss („Chum Gökhi“), noch viel weniger. Und warum man beim Stand von 2:0 für die Schweiz vehement die Einwechslung von Dzemaili fordert („dr bescht Spieler“), kann wohl nur mit der Überlegenheit in Sachen Fussballwissen erklärt werden.
Richtig schlimm wirds, wenn man feststellen muss, dass sich um diesen offensichtlichen Alpha-Fan eine ganze Gruppe geschart hat, die mit ihm über so wichtige Themen diskutiert, wie warum Hitzfeld keine Krawatte trägt: „Du, worum hät dä keini Krawatte anne?“ – „Im Dschungel geltet anderi Reglä.“ Dummerweise hatte die ansonsten nur aus Männern bestehende Gruppe auch eine Frau dabei, die sich offenbar in der Gruppe beweisen wollte. Auf die Frage, was denn jetzt mit ihrem Shirt passiere, wenn die Schweiz gewinne, antwortet sie: „Das chunnt wäg.“ Was als leere Drohung rüberkam, entpuppte sich leider als Plan. Das veranlasste die Männerrunde zu Triumphgeheul und mich zum Gehen.
Palace, ich mag dich das ganze Jahr über. Ich mag dich eigentlich auch, wenn WM ist. Aber bitte, schliess doch zu, wenn die Schweiz spielt.
Fussball in den untersten Ligen kann genauso gut sein wie in den obersten. Natürlich ist mit „gut“ nicht primär der sportliche Aspekt gemeint. Fussballspiele in den Niederungen des Regionalfussballs sind oft geprägt von Zufall, Glück und Unvermögen. Gemeint ist vielmehr der Fussball als Erlebnis. Dafür brauchts nicht zwingend überteuertes Stadioncatering, lärmige Musik und guten Fussball. Es reicht, wenn man diesen Sport liebt und sich gerne auch auf vermeintlich nebensächliche Dinge konzentriert. Ich hatte das bereits einmal hier ausgeführt.
Kürzlich hatte ich endlich wieder einmal das Glück, dass bei einem meiner Tessin-Aufenthalte tatsächlich auch Fussball gespielt wurde. Die letzte Runde in den regionalen Ligen stand an. Ohne übermässigen Aufwand war dann aber leider doch nur ein Spiel machbar: Die 5.Liga-Begegnung der US Chironico gegen die AS Pollegio. Die US Chironico hatte schon vor dem Spiel keine Aufstiegschancen mehr, die Saison konnte man aber immerhin im gesicherten Mittelfeld beenden. Dass die AS Pollegio nicht in akuter Abstiegsgefahr war, ist lediglich der Tatsache zu verdanken, dass sie bereits in der untersten Liga mitspielen.
Es war also klar, dass es hier nur noch um die goldene Ananas gehen würde. Für die US Chironico war diese offenbar bedeutend mehr Wert. Als wir nach einer halbstündigen Bergfahrt mit weniger als zehn Minuten Verspätung eintrafen, informierte uns der als Linienrichter fungierende Trainer der Heimmannschaft, dass es bereits 2:0 stehe. Diese ersten zwei Tore hatten zehn Zuschauer live mitangesehen. Dank uns wuchs die Zuschauerzahl nun um rund 33%! Vor den nunmehr 13 Zuschauern folgten noch vor der Halbzeit die Tore drei bis fünf. Damit hatte die Heimmannschaft dann aber auch schon fast genug und beliess es in Halbzweit zwei bei einem weiteren Tor.
Was nimmt man nun mit von so einem Spiel? Es sind Beobachtungen, für die man normalerweise vielleicht gar keine Zeit hat. Normalerweise erfreut man sich ja vor allem an gelungenen Aktionen, erst recht, wenn diese zu Toren führen. Hier gibt’s aber kaum gelungene Aktionen und die Tore geschehen eher zufällig. Dafür hat man Zeit, die Spielertypen genauer anzuschauen. Einige Beispiele, die einem im Regionalfussball immer mal wieder begegnen:
Da ist zum einen der Star der Mannschaft, zumindest sieht er sich als solchen. Er steht zumeist in der Offensive tatenlos rum und wartet, bis er mustergültig bedient wird. Wenn er dann tatsächlich ein Tor schiesst, lässt er sich entsprechend feiern oder macht, wenn er das gerade vor kurzem im Fernsehen gesehen hat, auf Understatement. Bei einer Variante davon legt er den Finger an die Lippen, um dem nicht vorhandenen Publikum mitzuteilen, es hätte doch bitte seine Reklamationen einzustellen.
Es gibt aber auch den tatsächlichen Spielmacher, der unaufgeregt das Spiel zu lenken versucht. Zumindest, soweit es das Niveau zulässt. Meist ist er derjenige, der am leichtesten über den Platz rennt, ja fast schon schwebt. Er zeichnet sich im Gegensatz zu einem Grossteil seiner Mitspieler auch durch eine durchaus intakte körperliche Fitness aus. Seine Pässe sind meist gut, was seine Mitspieler – unter anderem der Star – daraus machen meist weniger.
Die zentrale Achse wird komplettiert durch den Innenverteidiger alter Schule. An ihm ist die Entwicklung der letzten Jahre komplett vorbeigegangen. Am liebsten wäre er nach wie vor Libero. Im Aufräumen ist er einsame Spitze, was er auch seiner ausgefeilten Grätsch-Technik verdankt. Die Angriffsauslösung hingegen gehört nicht zum Repertoire.
Beinahe in jeder Mannschaft auf diesem Niveau zu finden ist das Anti-Talent. Er spielt enorm gerne Fussball, kann es aber überhaupt nicht. Dessen ist er sich sehr wohl bewusst, was ihn umso sympathischer macht. Die offensichtlichen Mängel macht er mit Einsatz wett, weshalb er gern auf dem Flügel eingesetzt wird. Diesen rennt er dann hoch und runter, ohne einen Ball zu sehen. Ein positiver Nebenaspekt: Geht der Ball ins Seitenaus, womöglich noch in einen Bach oder einen Abhang hinunter, holt ihn keiner so schnell zurück wie das Anti-Talent.
Nicht zu vergessen: Der Torhüter. In der 5. Liga steht oft nicht derjenige im Tor, der das will oder gut kann. Oft steht der Spieler im Tor, der am wenigsten laufen will. Das fehlende Können zeigt sich dann natürlich auch: Statt mit den Händen wird der Ball mit den Füssen abgewehrt. Manchmal steht aber auch der im Tor – und ich darf das sagen, ich war jahrelang Torhüter – der irgendwie „än Ecke ab“ hat.
Eigentlich kein Spieler, aber trotzdem eine Erwähnung verdient hat schlussendlich der Schiedsrichter. Die Vereine suchen, wie uns in den Medien immer mal wieder erläutert wird, teilweise händeringend nach Schiedsrichtern. Die Kriterien sind dementsprechend tief. Das resultiert in einem Aktionsradius, der in etwa den Mittelkreis abdeckt. Wegen der fehlenden Agilität wird er gerne auch mal angeschossen, was ihn schon fast zum Spieler macht. Oft beobachtbar: Eine Regel – vermutlich die zuletzt erlernte oder gerade anlässlich eines Spiels diskutierte – wird pingelig genau ausgelegt. Das führt mitunter auch mal dazu, dass selbst bei einem Freistoss an der eigenen Strafraumgrenze der Abstand gemessen wird, obwohl niemand danach gefragt hat und sowieso keine Mauer in der Nähe steht.
Zum Schluss bleibt festzuhalten: Das ist natürlich überzeichnet. Ich hab in den unzähligen Spielen des Regionalfussballs auch schon überaus passable Sportler gesehen. Und auch wenn mal keiner der 22 Männer auf dem Feld irgendwas zustande bringt, Spass machts trotzdem und Fussball bleibt König!
Der dritte und letzte Matchbericht von meiner Japan-Reise ist beim Runden Leder erschienen. Alle bisher erschienen Texte zu Japan finden sich hier.
Anreise
Das Stadion der Urawa Red Diamonds liegt in einem Vorortsbezirk Tokyos. Dorthin gelangt man am einfachsten mit der Saitama Railway Line, welche eine direkte Fortsetzung der Nanbuko Metro Line darstellt. Wer also beispielsweise in Oji in die Metro steigt, kann bis zur Station Urawa-Misono durchfahren, auch wenn die Metro zwischendurch zur S-Bahn wird. Von der Station geht es den Menschenmassen nach, das etwa 1km entfernte Stadion lässt sich kaum verfehlen. Eine englische Wegbeschreibung findet sich hier.
Stadion
Das Saitama Stadium 2002 wurde, wie es der Name andeutet, für die WM 2002 gebaut. Es sollte dem Vorortbezirk Urawa als Anstoss dienen, die Entwicklung des Gebiets voranzutreiben. Auch heute steht das Stadion aber noch verlassen inmitten einer sonst für den Grossraum Tokyo unüblichen Brache. Im Gegensatz zu vielen anderen Stadien in Japan handelt es sich hier um ein reines Fussballstadion, das zudem durch seine Grösse beeindruckt. Über drei Ränge verteilen sich 63‘700 Sitze. Free-Seating in der gewählten Kategorie gibt’s hier aber nicht. Entsprechend sollte man sich, auch wenn es gerade stürmt, an den Eingang halten, der auf dem Ticket aufgedruckt ist. Sonst endet man im falschen Rang und muss auf die Hilfsbereitschaft eines japanisch sprechenden Zuschauers hoffen, der dem Personal am Stadioneingang erklärt, warum man jetzt mit einem bereits entwerteten Ticket wieder vor dem Stadion steht.
Atmosphäre
Die Urawa Red Diamonds – oder kurz die Urawa Reds – sind das japanische Team mit der grössten Anhängerschaft. Und der Verein scheint sich auch der Liga der ganz Grossen angehörig zu fühlen. Anders lässt sich die massive Lärmbelästigung vor dem Spiel nicht erklären, durch die wohl dem Spiel ein geeigneter Rahmen verliehen werden soll. Während dem Spiel hält sich die unnötige Berieselung mit einer Mischung aus Werbung und Anheizen aber zum Glück auf einem Minimum. Leider bleibt aber auch die Kurve der Urawa Reds bei einem Minimum. Während wir zuerst noch an einen Streik der Kurve glaubten – auch wenn wir uns das in Japan kaum vorstellen konnten – stellte sich im Nachhinein hinaus, dass man in Urawa wirklich so selten singt. Die fehlenden Zaun- und Schwenkfahnen sind eine Spätfolge eines „Japanese Only“-Banners, das die Reds am Eingang zu ihrem Block platziert hatten. Der Verein erlaubt seither nur noch vereinseigene, kleine Schwenkfahnen. Ganz anders als die Fans von Urawa waren aber die Gäste aus Kawasaki glänzend aufgelegt. Ein gefüllter Gästeblock, der im unteren Teil einen beachtlichen Stimmungsblock beinhaltete, der konstant für Stimmung sorgte und auch einige eigene Melodien auf Lager hatte. Optisch wars aber einmal mehr ziemlich kopiert. Die Gästefans hatten zwar über die meiste Zeit des Spiels die Oberhand. Wenn die Reds aber mal loslegen, offenbarten sie ein immenses Potenzial, das man eigentlich besser ausschöpfen müsste. Immerhin waren die Reds die einzige Anhängerschaft, die auch mal einen Gegenspieler mit Pfiffen eindeckten.
Spiel
Die Reds, die an sich wohl immer den Anspruch stellen, vorne mitzumischen, sind nicht optimal in die Saison gestartet, die hier jeweils erst im Frühling beginnt. Nach den ersten Spielen scheint man sich aber gefangen zu haben und setzt Kurs in Richtung Tabellenspitze. Ein eigentlich eher defensiv ausgerichtetes 3-6-1 entpuppte sich dank des sehr variablen Mittelfelds als gute Waffe gegen die Abwehr von Kawaski. Diese konnten sich nur ab und selber in Szene setzen, vergaben aber sämtliche Chancen. Urawa indes hatte auch Mühe, die Chancen zu verwerten. Erst in der 68. Minute klappte es mit dem ersten und einzigen Tor.
Fazit
Kurzum: Zwiespältig. Von der Fanszene Urawas hätte man sich mehr erwartet. Das offensichtliche Potenzial wird nur sehr selten ausgenützt. Positiv überrascht haben dafür die mitgereisten Anhänger aus Kawasaki. Spielerisch wars vermutlich das beste der drei Spiele.
Nun ist der zweite Matchbericht von meiner Japan-Reise beim Runden Leder erschienen. Alle bisher erschienen Texte zu Japan finden sich hier.
Anreise
Einfacher als in Osaka kommt man kaum zu einem Stadion. Aus dem Zentrum fährt die M-Linie der Metro direkt unter den Park, der das Nagai Stadion umgibt.
Stadion
Im Nagai-Stadion haben im Jahr 2002 zwar WM-Spiele stattgefunden, wegen der Laufbahn um den Rasen ist es aber kein wirkliches Fussballstadion. Warum Osaka bei geringem Zuschaueraufkommen nicht im gleich daneben liegenden Kincho Stadion spielt, das viel geeigneter wäre, ist nicht verständlich. Wie in Hiroshima wählt man auch hier lediglich eine Kategorie aus und nimmt dann auf einem der Sitze in eben diesem Stadionbereich Platz. Die beiden Fankurven befinden sich hier direkter hinter den Toren als noch in Hiroshima, wodurch auch eine gute Sicht gewährleistet ist.
Atmosphäre
Cerezo Osaka kann bei Heimspielen in der Liga meist auf mehr Besucher zählen als bei Champions League-Spielen. Das scheint der Stimmung aber nicht zu schaden. Die Hymne vor dem Spiel wirkt inbrünstig und scheint, ohne Näheres zum Inhalt sagen zu können, eine Eigenkreation. Optisch lehnt man sich auch hier stark an Vorbilder bekannter Fanszenen an, so schmückt eine Zaunfahne der Real Osaka Ultras die Kurve. Allerdings versucht man sich aber auch gegen den Stadtrivalen Gamba Osaka – der optisch übrigens eine nahezu perfekte Kopie von Atalanta Bergamo abgibt – abzugrenzen. Osaka City FC ist für die Cerezo-Supporter wohl nur ihr Verein. Bei den Gesängen gehen die Osaka-Fans aber auch mal eigene Wege und geben Melodien zum Besten, die man sonst noch nicht gehört hat. Und sie unterstützen ihr Team auch weiter, als die Niederlage längst besiegelt ist. Für den Gegner aus Südkorea drücken im Stadion etwa 50 Zuschauer die Daumen, die aber kaum auf sich aufmerksam machen. Erfreulich an dieser Champions League-Begegnung: Im asiatischen Fussball scheint man noch nicht alles auf die Karte Event zu setzen, wie das die europäische Schwester immer wieder tut.
Spiel
Die Ausgangslage war für die beiden Teams sehr unterschiedlich. Die Pohang Steelers konnten sich mit einem Sieg definitiv für die nächste Runde qualifizieren, Osaka brauchte einen Sieg, um im letzten Spiel im chinesischen Shandong nicht alles auf eine Karte setzen zu müssen. Cerezo Osaka, dessen Vereinsnamen sich aus dem spanischen Wort für Kirschbaum ergibt, schien ob der Bedeutung des Spiels etwas blockiert. Zwar versuchte Trainer Popovic mit einem offensiven 3-4-3 das Spiel zu bestimmen, nennenswerte Chancen ergaben sich dabei kaum. Auch der wohl bekannteste Spieler Osakas, Diego Forlan, blieb blass und wurde bereits in der Pause ausgewechselt. Diese Auswechslung hatte aber wohl auch taktische Gründe. In der 41. Minute sah Osakas Stümer Minamino nach einem Foul die direkte rote Karte. Wie auch die TV-Bilder bestätigten, wäre er sogar mit Gelb eher hart bestraft gewesen. Weil Pohang zu diesem Zeitpunkt bereits mit 1:0 in Front lag, nachdem der japanische Torhüter nur einen ersten Schuss, nicht aber den zweiten abwehren konnte, war das Spiel für Osaka faktisch gelaufen. Nichtsdestotrotz versuchten sie in der zweiten Halbzeit den Ausgleich zu erzielen, gegen Ende des Spiels auch wieder mit einer eher offensiveren Aufstellung. Daraus zogen aber die Koreaner Profit, die in der 65. Minute mit einem einfachen Spielzug zum 2:0 kamen. Damit war der Ausgang des Spiels endgültig geklärt.
Fazit
Auch wenn es sich um eine Champions League-Partie handelte, der Fussball war höchstens oberer Durchschnitt. Da hilft auch ein Diego Forlan nichts. Stimmungsmässig darf man die Fans von Cerezo Osaka aber durchaus zu den Besseren zählen, auch weil sie im Vergleich zu anderen japanischen Fankurven zumindest etwas Originalität an den Tag legen.
Die Fangewalt in der Schweiz soll zugenommen haben, berichteten in den letzten Tagen verschiedene Medien. Man könnte diese Zahlen anzweifeln. Insbesondere in der SonntagsZeitung, die die Zahlen zum ersten Mal publik machte, wird viel vermischt. Zum Beispiel: Die Straftatbestände, die für den Anstieg verantwortlich sind, sind nicht gerade die stichfestesten und ein Anstieg von total 228 auf 258 Straftaten im Jahr bei etlichen Fussball- und Eishockeyspielen bedeutet auch nicht gerade den Untergang des Abendlands. Ich verzichte aber darauf, auf die Zahlen genauer einzugehen.
Festhalten möchte ich aber Folgendes: In einem Artikel des 20Minuten ist unter anderem zu erfahren, dass insbesondere der Straftatbestand “Tätlichkeit” oft vorkommt, ganze 85 von insgesamt 258 Straftaten sind so erfasst (rund ein Drittel). Als Tätlichkeit gelten nur Angriffe und dergleichen, die “keine Schädigung des Körpers oder der Gesundheit zur Folge haben”. Dazu gehören z.B. Ohrfeigen. Im selben 20Minuten-Artikel echauffiert sich auch SVP-Nationalrat Thomas Hurter über die angeblich zunehmende Fangewalt:
„Weitere Ursachen liegen laut Hurter beim Internet, vor allem bei Portalen wie Facebook und Twitter: «Hegt jemand einen Groll gegen dich, wirst du heute sofort öffentlich an den Pranger gestellt.» Diese Art von Angriff fördere andere Aggressionen als eine gesunde Ohrfeige.” (Hervorhebung durch mich)